Samstag, 17. Februar 2007

Hm hm

Solltet Ihr einen Anruf bei der ServiceLine der Telekom tätigen müssen, empfehle ich, Tee und Kekse neben das Telefon zu stellen, vorsichtshalber vorher nochmal zur Toilette zu gehen und ein bißchen Vitamin B (ist gut für die Nerven) einzuwerfen, zumindest diejenigen von Euch, die so wenig mit Geduld gesegnet sind wie ich.
Gestern wählte ich (ohne obige Vorkehrungen) die Nummer der ServiceLine und hatte sofort eine warmherzige Frauenstimme im Hörer, die mich bat von verschiedenen Gründen für meinen Anruf, die sie aufzählt, ihr einen zu nennen. Ich wartete auf den Beep, denn ich hatte es natürlich mit einer automatischen Gesprächspartnerin zu tun. Aber es kam keiner und auf mein Schweigen hin säuselte die Dame, dass sie nicht verstanden hätte was ich (nicht) gesagt habe. Also sagte ich deutlich "Nachfrage zu einem Auftrag". Die Dame wiederholte, dass sie mich nicht verstanden hätte. Nein, stimmt nicht. Sie wiederholte es zwar sinngemäß, aber in völlig anderer Wortwahl. Ich fragte mich, wieviele "Ich habe Sie nicht verstanden"-Varianten die Telekom sich wohl für diese Dame überlegt hat, wollte es aber (eigentlich) nicht ausprobieren. Da fing die Dame an, alle Gründe für einen Anruf erneut herunterzuspulen, mit Rosamunde Pilcher-Weichzeichner in der Stimme, verstummte aber mittendrin, was daran liegen mochte, dass ich "Fick Dich ins Knie" in den Hörer gemurmelt hatte.
Reflexartig wollte ich mich fast entschuldigen.
„Leider habe ich Sie wieder nicht verstanden.“
Ich schaute auf mein Display im Telefon: 4,5 min waren bereits vergangen.
„Nachfrage zu einem Auftrag“ sagte ich resigniert.
Ich hörte ein bestätigendes „Hm hm.“
Kein „Ja“, kein“Ok“, kein „in Ordnung“ oder zur Abwechslung „Ich habe Sie verstanden“.
Nein, ein immerhin verständnisvolles, vermenschlichtes „Hm hm.“ (Kurz überlegte ich, ob meine Gynäkologin vielleicht die Stimme der ServiceLine der Telekom sein könnte.)
Da fuhr die Dame fort und fragte mich weitere Fragen. Mittlerweile klappte die Kommunikation ganz gut. Immer wieder bekam ich das buttercremige „Hm hm“ zu hören, wobei das zweite „hm“ eindeutig zwei Oktaven höher als das erste lag.
Nach 7 min 43 sek wurde mir angekündigt, dass ich nun mit dem nächsten freien Mitarbeiter verbunden werde und ich wurde in die Endlosschleife mit dem Telekomgedudel geschubst. "Ich halte durch! Ich weiß, es wird dauern, aber ich halte durch!" sagte ich mir. Die Zeit verging, ich schriebe nebenher eine SMS, holte mir ein Glas Wein, rauchte eine Zigarette , bekam eine SMS... Das Display zeigte 13 min. "Ich halte durch!"
Leider hielt die Telekom nicht durch. Nach 17min 43 sek - genau 10min nach dem Abschied von Rosamunde Pilcher - wurde die Verbindung unterbrochen und ich hatte ein kaltes Besetztzeichen im Ohr.

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