Dienstag, 30. Oktober 2007

Where do I begin?*

Am Wochenende wird umgezogen. Kurzfristig. Die ganze Geschichte hier zu erzählen wäre zu langfristig. Denn angefangen hat das ganze Dilemma ja schon Anfang dieses Jahres, man erinnere sich nur an die Walldä-Episoden...

Kurzfristig jetzt dann trotzdem weil man nicht von der Ersatzwohnung, in der man die letzten 9 Monate statt geplanter 3 im Dunkeln zwischen Kisten, ohne Duschkabine und mit sich verselbständigenden Türklinken saß, wie geplant wieder zurück in die ursprüngliche Wohnung zieht, deren Fertigstellung sich nun nach Verschleppung durch desorganisierte Vermieter, lange kalkulierende Statiker und schlitzäugige Handwerker langsam dem Ende neigt, sondern (und dieser Satz findet wie die ganze Angelegenheit hoffentlich bald auch ein Ende) weil man plötzlich und unerwartet eine neue Wohnung gefunden hat, obwohl man schon fast nicht mehr dran geglaubt hat, eine die keine Risse hat, dafür einen Makler und die sofort bezugsfertig ist. Punkt. Kurzfristig also.

Das wirft so einige Fragen auf.

Fragen, die man sich selbst nicht beantworten kann und die einen deshalb beunruhigen.

Fragen zu Kündigungsfristen, die schnell gelöst werden müssen, da Monatsende ist, die aber vom Mieterschutz mit der Begründung, dass gerade kein Termin frei sei, vertagt werden.

Fragen zum Transport des Hab und Gut, die man an seine Freunde weiterleitet, die aber auch keinen Termin frei haben oder gerade gemeinsam ein Lazarett eröffnet haben, in dem sie diverse OPs, Knieschäden, Bandscheibenvorfälle u.ä. auskurieren.

Fragen, die man eigentlich seinem Bankberater stellen müsste, aber doch besser für sich behält und die einem eigentlich auch die Kontoauszüge beantworten: „Wer soll das bezahlen?“ Ich. „Wer hat soviel Geld?“ Ich nicht.

Fragen, auf die man irgendwie vorbereitet ist, etwa, woher man nun noch schnell ein paar Umzugskisten kriegt und

Fragen, die einen irgendwie kalt erwischen nach jahrelanger Verdrängung (Shit, ich hab ja noch einen Keller voller Mist, den muß ich ja auch noch mitnehmen, wie wann wo warum?).

Fragen, die immer wieder kehren wie ein Mantra, vor allem beim Einschlafen, was dann auch nicht gelingen wird.

Trotzdem gute Nacht.

*Titel ist Titel eines Liedes gesungen von Shirley Bassey (OS Love Story)

Mittwoch, 17. Oktober 2007

Leber an Gesicht, Leber an Gesicht

Vergeßt, was ich über den Zusammenhang von Rauchen und Aussehen geschrieben habe. Es gibt eine neue Theorie. Das heißt, neu ist die natürlich nicht, aber ich muß ihr neuerdings recht geben:
Es ist der Alkohol der einen tränensackig alt aussehen läßt. Ich hab dem Elend heut früh im Spiegel ins Auge geschaut und zur Schadensbegrenzung gleich mal ne Gesichtsmaske aufgelegt.... Hat nicht viel geholfen. Mir stehen immer noch drei Wein und drei Grappa ins Gesicht geschrieben. Wieso muß sich die Leber da so in den Vordergrund drängen? Naja, ist ja ihre einzige Möglichkeit, jede andere Form der Offenlegung wäre auch nicht wünschenswert, insofern...

An allem Schuld hat sowieso der Kellner, der mir gestern abend, als ich nach meinem ersten Hauswein einen zweiten bestellt hab, stattdessen einen Dornfelder brachte, den ich nicht gerne mag (und deshalb sofort weinkennerisch rausschmeckte, ich alte Sommelière) und weshalb ich ihn darauf ansprach, den Kellner. Seine Antwort war, ich hätte zuviel getrunken. Nun denn, trank ich eben den Dornfelder schnell aus und bestellte noch einen Hauswein. Habe dann auch wieder den richtigen bekommen. Nach dem (sehr leckeren) Essen* entstand das Bedürfnis nach ein, nein zwei Grappe. Der dritte ging dann aufs Haus, den schenkte der Kellner mit breitem Lächeln ein. In einer Denkblase über ihm stand gesungen „Ich will Dich torkeln sehn, ich will Dich torkeln sehn.“ War sicher nur gut gemeint. Konnte heut morgen aber keine Dankbarkeit empfinden.


*Terra Nova, Eckenheimer Landstr. 67, Frankfurt

Montag, 15. Oktober 2007

Lunge an Gesicht, Lunge an Gesicht

Die einzige Zigarettenpackungswarnaufschrift, die bei mir immer gezogen hat – und weshalb ich einfach nie Päckchen mit dieser Warnung gekauft habe – war „Rauchen lässt Ihre Haut altern“.
Und wie oft hab ich gehört, dass man das ja sofort sehen würde, wenn man nicht mehr raucht, wie viel besser man dann aussähe etc. Hab ich nie geglaubt, jedenfalls in meinem Alter kann das doch noch nicht so einen Unterschied machen! Gut ja, dass man wohl irgendwann, wenn man immer so weiter macht und Päckchen mit weniger abschreckender Warnung trotzdem aufraucht, vielleicht aussieht wie eine abgewrackte Schrabnelle war mir schon klar und an mancher gelbfingrigen, zerknitterten, tränensackigen Frau um die 50 bin ich mit dem Gedanken vorbei gegangen, dass ich es so weit niemals werde kommen lassen. Trotzdem: ist doch auch alles eine Frage der Veranlagung und wenn man schlechte Schrabnellen-Gene hat, tja Scheiße, gibt aber auch genug Ladies, denen nicht ein Milligramm Nikotin jemals sichtbar ins Gesicht geschrieben stehen wird.
Scheinbar gehöre ich zu den Frauen mit den schlechten Genen, denn auch wenn ich noch keine fuffzig bin, sondern gerade mal im zarten Alter von 34 seit etwa 8 Tagen nicht mehr rauche (gut, beim Pokern am Wochenende zwei Kippchen, zugegeben, ist eben Pokern), scheint sich das schon sichtlich bemerkbar zu machen, im wahrsten Sinne des Wortes. Auch wenn ich selbst im Spiegel nix Neues entdecken kann, wurde mir sowohl von mir bekannten Menschen, die zu einem Vorher-Nachher-Vergleich befähigt sind (Mensch, Du lässt Deine Haut offenbar gar nicht mehr altern!), als auch heute auf offener Straße von einem Unbekannten gehuldigt. Vielen Frauen passiert das natürlich ständig, mir nicht ganz so häufig und nur dann, wenn es guten Grund gibt (etwa wenn ich kurz zuvor ein Produkt meines Arbeitgebers benutzt habe, ha ha, so damit wäre auch dem Sponsor genüge getan, wenn ich jetzt einen Link hinterlegen würde, das wär geschickt platzierte Werbung, was? Lassen wir das.).
Ich bete, dass es tatsächlich nur das Nichtrauchen ist, dass mir angeblich neuerdings so ein Strahlen verleiht, denn bekanntlich sagt man sowas ja auch Schwangeren nach.
Nun, vielleicht hat meine Lunge auch einfach einen Deal mit meinem Gesicht gemacht, à la „Komm Gesicht, mach mal ein bisschen Effekt, damit die mich besser behandelt, auf Dich hört sie vielleicht“. Yep. Mir soll’s recht sein. Ich sag’s ja – jedenfalls hab ich vor kurzem noch mit einer Pädagogin darüber diskutiert – Belohnung für Unterlassung ist der Schlüssel, nicht Strafe fürs Tun. Jaahaa.
Mein Gott, bald werden all die rauchfreien Kneipen voll sein von gutaussehenden, nikotinfreien Menschen! Der Individualismus wird untergehen mit jeder ausgebügelten Gesichtsfalte. Aber gerade deshalb wird (extrem frei nach Hegel) ganz antithetisch in noch ferner Zeit das Retrorauchen der Massen kommen und das individuelle Zerknittertaussehen ein Revival erleben, das dann aber letztendlich wahrscheinlich eher zum Gegenteil eines Revivals bei den ausführenden Personen führen wird.