Mittwoch, 30. April 2008

Mensch-ärgere-Dich-nicht-Selbsthilfegruppe

Diese Woche habe ich an einem Zeit- und Selfmanagement-Seminar teilgenommen.
Das war gut, so an sich.

Nun bedeutet Selfmanagement natürlich in gewissem Sinne Selbsthilfe, aber ein Selfmanagement-Seminar ist doch deshalb noch lange keine Selbsthilfegruppe.

Jedoch schienen schon bei der Bekanntmachung, bei der sich die Teilnehmer vorstellen und schildern sollten, warum sie überhaupt im Seminar sind, bereits einige vielmehr die Antwort auf die Frage „Wer hat hier am meisten Stress?“ geben zu wollen.

Zunächst noch zurückhaltend und sich an eine gewisse Sachlichkeit und Diskretion haltend, nahm das schiere Lamentieren immer weiter zu. Es tat ja so gut, zu hören, dass es anderen genauso ging, na ja, nicht genauso, man selbst war ja am schlimmsten dran. Natürlich. Und so entbrannte ein subtiler Wettkampf der Art „Wer wird am ungerechtesten behandelt?“ Es wurde Mitleid geheischt und Anekdoten ausgebreitet, die den Seminarleiter kaum noch zu Wort kommen ließen.

"Was ich auch hasse, sind die Leute...

"Mir geht es immer so, dass..."

"Schön auch, wenn die anderen...."

Die konstruktiven Änderungsvorschläge des Seminarleiters, die auch mal ein bisschen Selbstreflektion und Arbeit am eigenen Verhalten erfordern würden, wurden abgeschmettert mit:

"Das hab ich schon versucht, da sagt meine Chefin nur...."

"Ich mach das ja schon soundso, aber dann werde ich schief angeguckt.."

oder schlicht mit: "DAS geht bei mir nicht!"

Opferrollen wurden hemmungslos ausgespielt.

Schließlich war sogar der Seminarleiter so weit, auch mal dem ein oder anderen die Frage zu stellen, ob man sicher ist, den richtigen Job zu haben, etwa der Assistentin, die sich über die Störungen durch ihre Chefin ärgerte.

Bei dieser Overdose an Erfahrungswerten begann ich mich zu langweilen.

Bis einer der Teilnehmer, ein Inder, von seinen vielen Verpflichtungen erzählte und schließlich den Satz brachte: „Und ich bin allein in Deutschland, ich muss selber putzen.“

Da horchte ich doch auf – und ich lachte auch auf, merkte ich. Zum Glück lachte er auch. Er war überhaupt sehr nett. Vielleicht sollte ich mir eine Putzfrau mit ihm teilen. Denn ich bin zwar nicht allein in Deutschland, ich habe Freunde und Familie, aber putzen muss ich auch selbst! Oder erklärt sich einer der werten Leser freiwillig dazu bereit?

Montag, 21. April 2008

MRT, die Musikratetomographie

Warum bekommt man beim Kernspin eigentlich Kopfhörer mit Musik ausgesetzt, wenn die Musik so leise ist, dass sie gegen die durch die elektromagnetischen Kräfte erzeugten Klopf- und Knarzgeräusche sowieso nicht ankommt?
Ich sach's Euch.

Weil es den Patienten viel mehr ablenkt, wenn er die ganze Angelegenheit als Quiz annimmt.
Es gilt, möglichst viele Titel zu identifizieren. YouFM macht ja was ähnliches. Da muss man aus einem 1-Sekunde-pro-Titel-Medley möglichst viele Lieder filtern und pro Titel gewinnt man eine 10 -Euro-Gutschrift für Subway.

Also ich habe in 20 min MRT ganze drei Titel erkannt:
a-ha - Sun always shines on TV
Beach Boys - Surfin' USA
Sting - Fields of Gold

Und ich habe mich echt bemüht, damit ich was zu tun hab mit meinem eingeklemmten Kopf in der Röhre. Für diese drei erratenen Lieder bakam ich aber gar nix. Außer ein bisschen Kontrastmittel in die Vene.

Und doch, was kann man wertvolleres bekommen, als gesagt, dass das eigene Hirn top ist.
Ich hasse dieses Wort sonst, "top". Ich kann es nicht leiden, dass sämtliche Artikel in ebay mit dem gerade dadurch nicht aussagekräftigen Wort "top" indexiert werden. Aber heute ist es mein persönliches Wort des Tages. Alles top im Kopp!
Juhu.

Donnerstag, 17. April 2008

Logischer Dialog

A: Ich geh mal eine rauchen.

B: Aber Du bist doch erkältet. Du solltest mal nicht rauchen.

A: Ich hab seit zwei Tagen nicht geraucht! Rauch Du mal zwei Tage lang nicht!

B (seit einiger Zeit Nichtraucher): ???

A: !!

B: Ich fänd’s schlimmer, wenn ich wieder zwei Tage lang rauchen müßte.

A: Na, dann eben so!

B: ???

A: Ich glaube, ich sollte heute besser nicht mehr argumentieren.


Samstag, 12. April 2008

Fachmännischer Dialog

A: Ich habe einen Bericht gesehen darüber, wie inkompetent das Personal in Fitness-Studios ist. Es wurde herausgefunden, dass Kunden mit Bandscheibenvorfall vollkommen falsch beraten wurden.

B: Das wundert mich nicht. Die Betreuer in den Studios werden ja nach Erscheinung ausgewählt und sind oft dumm wie Brot. Hauptsache die sehen fit aus, dabei nehmen die eh alle Amphetamine.

A: ?!? Amphetamine? Du meinst Antibiotika?

B: ?!? Nee, doch nicht Antibiotika!

A: Aber doch nicht Amphetamine! Was ne Vorstellung! (Speed im Sportstudio...)

B: Wie heißt das denn noch mal?

A: Antibiotika! Äh, nein, Anabolika, oder?

Freitag, 11. April 2008

Musikalzheimer

Jeder kennt das: Etwas erinnert einen an ein Lied, man hat es im Kopf, hört es zwischen seinen beiden Ohren, kriegt es aber nicht mehr ganz zusammen, man kann es nicht benennen, nicht singen, weil einem die Worte fehlen, man kann statt Text nur ein debiles "e e e eee" wiedergeben, und da rauscht ein Riff durch die Großhirnrinde*, das man nicht zu fassen bekommt, man kann es nicht reproduzieren um es irgendjemand anderem begreiflich zu machen, der einem vielleicht helfen könnte, dem zu entgehen, was die unmittelbare Folge von dieser musik-neurologischen Ausfallerscheinung ist: Schlicht Irrsinn.

Ich jedenfalls habe, nachdem ich das Lied "Shopping for Blood" von Franz Ferdinand gehört habe, eine Überbeanspruchung meines
auditorischen Cortex' in Gang gesetzt, die mich fast um den Verstand gebracht hätte.
War da doch ein Sample drinne, das ich ganz klar der Neuen Deutschen Welle zuordnen konnte, aber einfach nicht zu fassen bekam. Erst nahm ich an, man hätte sich bei Joachim Witts "Goldenem Reiter" bedient, was ich aber wieder verwerfen mußte (denn es war eine Fehlannahme).
Ich konnte dem Synthesizer-Sample inzwischen ein Riff zuordnen und ging im Kopf mein Ideal-Repertoire durch - Fehlanzeige. Denn da war in dunkler, weiter Ferne in meiner Großhirnrinde eine Männerstimme zu vernehmen.

Und da saß ich nun, den Kopf zwischen den Händen, gehirnblutend, alles andere ausblendend, bis auf das Telefon glücklicherweise, denn dann rief R. an und rettete mich vor dem sicheren Wahnsinn.

Wenn ihr selbst bluten, äh rätseln wollt, dann klickt nicht hier.

*(
Sitz des musikalischen Gedächtnisses im Gehirn / Gehörzentrum)
Wissenschaftliche Erläuterung hier.