Mittwoch, 2. Dezember 2009

Das Murmeltier, es wandert

.
Das Murmeltier, es wandert. Es ist nicht gerade leichtgewichtig und das Laminat knarzt bei jedem Schritt. Ich kann es durch die Wand hören. Durch diese Wand kann man so ziemlich alles hören, vor allem laute Musik und laute Fernseher, was ein gewisses Maß an nachbarlicher Rücksicht erfordert. Ich bin oft rübergegangen und habe mit meinem Nachbarn, dem Murmeltier, darüber gesprochen. Oft. Es weiß bescheid. Bloß, dass das dicke Murmeltier drauf scheißt. (Nur einmal hat es mir - im Auftrag seines italienischen Freundes - Schokolade schenken wollen, weil ich diesem eine ganze Nacht lang beim Poppen zuhören durfte, aber ich habe abgelehnt. Wie billig ist das denn?)
Wenn ich nachts in meinem Bett liege, beschallt mich der Fernseher von nebenan bis irgendwann, tapp tapp tapp, Schritte zu dem Apparat, der am Kopfende meines Bettes stehen muss, zu vernehmen sind und Ruhe einkehrt, meistens so gegen halb vier, wenn ich Glück habe, um halb zwei. Mit "Ruhe" meine ich, man hört anschließend nur noch Gestöhne, Geschnarche oder, wie meistens, Gehuste.

Rachegedanken, wie ich mich mit dem Radiowecker revanchieren werde, wenn ich früh am Morgen raus muss, laufen ins Leere, wenn noch vor dem Radiowecker das morgendliche Abgehuste des Murmeltiers mich weckt. Es raucht stark, das Murmeltier, so stark, dass der Qualm ins Treppenhaus und von dort in meine Wohnung zieht. Das Murmeltier ist mehr als lästig und es tut mir leid, dass ich den Begriff Murmeltier gewählt habe, denn es beleidigt die gesamte Spezies.
Vor allem in der letzten Zeit ist mal wieder deutlich geworden, dass das Murmeltier, das neben mir wohnt, ein Arschloch ist. Aber: Es wandert nicht nur - es wandert aus!
Und diese Aussicht ist, was mich davon abhält, etwas Dummes, Niveauloses zu tun, um mich abzureagieren. Etwa ihm Pattex ins Schlüsselloch zu schmieren, wenn er ausnahmsweise die Wohnung verläßt, um Bier zu kaufen, oder ihm Ketchup oder Honig in die gepackten Kisten oder Möbel zu drücken, die sich im Treppenhaus stapeln, oder auch, ihn namentlich im Internet anzuprangern und zu einer Hetzkampagne aufzurufen.
Auf solche Phantasien hat mich die Machtlosigkeit gegenüber diesem Un(Verhalten) gebracht.
Denn das Murmeltier packt seine sieben(tausend) Sachen nämlich nicht tagsüber, sondern nachts. Wahlweise auch früh morgens...

Glück im Unglück: Ich bin krankgeschrieben und muss mich nicht, wenn ich nachts aus dem Schlaf gerissen werde, mit dem quälenden Gedanken rumwälzen, schnell wieder einschlafen zu müssen, weil ich zwei Stunden später aufstehen und zur Arbeit gehen muss.
Dennoch ist es belästigend, wenn man schlaftrunken die Kartons mitzählen kann, die gepackt werden. Rumpel-rumpel, kruschel-kruschel, schieb-schieb, Kiste in die Ecke. Nächste.
Mit Krücken und Post-OP-Thrombosestrümpfen überlegt man natürlich länger, ob man sich beschweren geht, also brüllt man höchstens mal. Dass das Murmeltier jedoch schwerhörig ist läßt sich bereits am bisherigen Verhalten erahnen.

Gestern Nacht aber sprang ich (nur sprichwörtlich) aus dem Bett, als mich um 5:23 Uhr lautes Gepolter senkrecht in diesem sitzen ließ und ich sogleich lautstark "Heavy Cross" von drüben vernahm. Gutes Lied, aber nur, wenn man es auf seiner Seite der Wand hört und vorzugsweise zu einer anderen Uhrzeit.
Um 5:27 Uhr stand ich dann vor des Murmeltiers Höhle bzw. Hölle und klingelte. Die Tür wurde einen Spaltbreit geöffnet und ich sagte "Könnten Sie Ihre Umzugsaktivitäten (bitte tagsüber erledigen?)", bzw. das wollte ich sagen. Aber nach den ersten vier Worten fiel die Tür mit einem gebrummten "Tschuldigung" wieder zu. Perplex humpelten ich und meine Krücken zurück zum Bett, wo ich mich wieder auf Schlaf einrichtete und befriedigt Ruhe drüben feststellte. Sie hielt ganze zehn Minuten.

Perfider Weise gab es kein Gepolter oder Gedröhne mehr, sondern ein offenbar eigens für mich aufgeführtes Konzert aus Gähnen, Seufzen und Husten. Nein, ich bin nicht etwa paranoid. Es läßt sich ja unterscheiden, ob jemand gekünstelt gähnt oder seufzt oder hustet, vor allem dann, wenn ein wahres Klangarrangement inszeniert wird. Allein die fehlenden Abstände zwischen den jeweiligen onomatopoetischen Lauten widersprachen jeglicher Natürlichkeit.
Uah (gähn)
hach (seufz)
uah (gähn)
hust
hust
hust
haaach (seufz)
Bei nächtlicher Ruhestörung durch nachweisliches Gepolter und Gedröhne hätte ich das Gesetz auf meiner Seite (auch wenn ich es ungern bemühen würde), aber bei "natürlichen" Geräuschen...? Wohl kaum. Das weiß sogar das Murmeltier. Es ist ja nicht doof, sondern nur asozial.
Aber es ist auch bald weg. Weit weg. Auf einem anderen Kontinent. Juhu.

Das ist mein persönlicher Adventskalender: Jeden Tag dem Abgang des Murmeltiers näher zu rücken. Und wenn das zur Beruhigung nicht mehr reicht, so findet sich bestimmt hinter dem ein oder anderen Türchen eine Tube Pattex oder eine Ketchupflasche.
.

Dienstag, 10. November 2009

Partner für Pah-Rimpi

.
Das Mauerfalljubiläum wurde gestern ja nicht nur in Berlin gefeiert, sondern u.a. auch in Los Angeles. L.A. ist die Partnerstadt von Berlin, da gehört sich das so. Außerdem gibt es in L.A. tatsächlich ein Wendemuseum, das zu besuchen ich leider beim kürzlichen Kalifornien-Urlaub nicht die Zeit hatte.
Dafür aber war ich in Pahrump, der häßlichsten Stadt der Welt (gemessen natürlich an dem, was ich bisher von der Welt gesehen habe und gemessen an meiner Vorstellung von Häßlichkeit in Bezug auf Städte).

Pahrump ist schon kein sehr klangvoller Name, auch nicht in seiner ursprünglichen Form, so wie die Shoshonen die Siedlung nannten: Pah-Rimpi. Aber man will ja keine Vorurteile haben. Und wenn man auf dem Weg von Furnace Creek in Death Valley nach Las Vegas ist, muss man nun mal durch Pahrump...

Gleichgültig haben wir uns dieser Stadt genähert, nur eine weitere Stadt auf der Route. Das Einzige was ich mir von dieser Stadt erwartete, war (mal wieder) die Möglichkeit, mich irgendwo zu erleichtern. Aber schon am Ortseingang erhielt die Stadt ein Gesicht, das Gesicht eines Mannes, der wegen Mordes an der Kassiererin eines Ladens in der Stadt gesucht wurde. Wir fuhren an zahlreichen großen Reklametafeln am Wegesrand vorbei, auf denen immer das Gleiche zu sehen war, nämlich dieses Gesicht.
Folgte man der Straße, sah man Ansammlungen von Trailern, trostlose Flachbauten, kaputte, rostige Laster und kam schließlich zu einem McDonalds. Dort hielten wir und nur die Dringlichkeit brachte mich dazu, auf dem Weg zur Eingangstür die Gruppe zwielichtiger Gestalten zu kreuzen, die vor einer ebenso zwielichtigen Videothek lungerte. Zu diesem Zeitpunkt war mir schon mulmig. Als wir bei der Weiterfahrt an einigen B-Casinos und dann an der "Chicken Ranch" vorbeikamen sowie an einem Schild, das zum Bordellmuseum führte, bekam die Stadt noch mehr einen ganz eigenen Charakter.

Ich rechnete jeden Moment damit, in eine "Ich fahr dir in dein Auto rein, schleppe falsche Zeugen an und verklag Dich"-Falle zu geraten, als der Inhalt der großen Reklametafeln am Straßenrand wechselte und nun statt dem Mörder eine Flut von schmierigen Anwälten damit warben, bei einem Autounfall gegen Bares ganz unbürokratisch zu helfen.
Fast schien es, als wäre das die Haupteinnahmequelle der Stadt, als sei Pahrump das Auffangbecken für zweitklassige Anwälte und die Hauptbühne für inszenierte Unfälle. Aber Bordelle wie die "Chicken Ranch" und die Casinos werden wohl doch lukrativer sein. Denn Pahrump liegt direkt hinter der Grenze zu Nevada, dem gesetzlosen Staat, und ist, von Kalifornien kommend, die erste Anlaufstelle für alles was nicht ganz koscher ist und was man woanders in den USA nicht darf.
Aber natürlich ist Pahrump auch gut für das was man überall sonst in den USA auch darf: Waffen kaufen. So mehrten sich am Ortsausgang die Gun Shops ebenso wie die Gefühle der Erleichterung aus dieser Stadt wieder rauszufahren.

Das einzig Schöne an Pahrump war die Landschaft drumherum.
In welcher übrigens im Film "Mars Attacks!" die Marsianer landen, wie ich zufällig wenige Tage später feststellte, als der Film nachts über den Hotelfernsehbildschirm flackerte.
Darf man sich gar nicht vorstellen, dass endlich Wesen von einem anderen Planeten zu Besuch kommen und dann ausgerechnet in einem Moloch von Mörderbuben, schmierigen Truckfahrern und korrupten Anwälten landen.... Mir erschien der Film, bzw. das Verhalten der Außerirdischen, nun da ich in Pahrump war, gar nicht mehr so abgedreht.

Nun, Berlin hat L.A. - und Pahrump? Ob dieser Ort eine Partnerstadt hat? Man achtet bei so einer Verpartnerung auf Gemeinsamkeiten, oder nicht? Ok, ich mag Berlin sehr gerne und fand L.A. ganz schön mies, aber die Gemeinsamkeit besteht hier eben vor allem in der Kooperation im Bereich Film & Fernsehen. Das ist ein Grund.
Die Gründe, Pahrump zur Partnerstadt zu haben, wären recht speziell. Aber jedes Töpfchen hat sein Deckelchen. Also:
Nach obiger Beschreibung - welche deutsche Stadt käme als Partnerstadt in Frage?
Vorschläge werden jetzt entgegengenommen.
.

Donnerstag, 5. November 2009

Wortwahl

.
Mein ehemaliger Professor, Prof. Dr. Schlosser von der Uni Frankfurt, sammelt nun schon seit 1991 deutschlandweit jährlich Vorschläge für das jeweilige Unwort des Jahres, das dann von einer Jury aus all den Vorschlägen gewählt wird.
Platz 1 belegten schon so schöne Ausdrücke wie "Humankapital", "Überfremdung", "Rentnerschwemme" und zuletzt "notleidende Banken".

Bis Januar 2010 können noch Vorschläge für das Unwort des Jahres 2009 abgegeben werden. Auch wenn ich jetzt schon darauf tippe, dass "erweiterter Suizid" (für Amoklauf) das Rennen machen wird. Fände ich auch keine schlechte Wahl. Mein Vorschlag "Außenminister Westerwelle" würde bestimmt ohnehin nicht akzeptiert.


Solltet Ihr noch das ein oder andere Bonmot, äh, Malmot des vergangenen Jahres im Gedächtnis haben, dann nur zu: Hier könnt Ihr es vorschlagen.
.

Donnerstag, 29. Oktober 2009

eine weiche Zelle in meinem Kopf

.
Hach, manchmal wünschte ich, es gäbe einen Audit Trail zum eigenen Leben, eine Datenaufzeichnung, die im Hintergrund mitläuft und bei Abfrage Antworten auf Fragen gibt, die man selbst, mit bloßem Verstand, nicht geben kann. Nicht etwa "Wieviele grüne Pullis besaß ich in meinem Leben?". Das kann man vielleicht mit viel Überlegung und Recherche noch rausbekommen. Ich weiß, ich hatte und habe einige. Ich meine aber vielmehr solche Fragen wie "An wievielen Tagen habe ich einen grünen Pulli getragen?"
Nun mag die Antwort auf diese Frage nicht so spannend sein. In gesundheitlicher Hinsicht könnte so ein Audit Trail allerdings schon von Interesse sein. Man könnte etwa nachvollziehen, wie oft man einen Schlag auf den Kopf bekommen hat, denn vielleicht kann man sich nicht mehr dran erinnern (weil man einen Schlag auf den Kopf bekommen hat), aber vielleicht würde dieses Wissen einiges erklären.

Eine der Fragen, die mich am meisten interessieren würde, wäre jedoch die:
"Welches Lied habe ich in meinem bisherigen Leben am häufigsten gehört?"
Spaß würde sicher machen, vor Abfrage einen Tipp abzugeben und zu schauen, wie nah dran man ist.
Mein Tipp wäre "Tainted Love".
Schuld ist das Radio, wo das Lied mindestens einmal am Tag läuft, egal welcher Sender, aber natürlich ganz sicher auf HR1. Es läuft ständig - und zwar nicht etwa im Original oder als Marilyn Manson-Cover von der Version, die alle für das Original halten, sondern in eben dieser Version von Soft Cell.
Das Original (by Ed Cobb) ist übrigens von Gloria Jones. 1981 kamen dann Soft Cell damit an und stürmten an die Spitze der UK-Charts und das war auch gut so, ist ja ein tolles Lied. Aber leider, weil ich sicher bin, es ist das Lied, das ich in meinem Leben am häufigsten gehört habe, kann ich es so langsam nicht mehr hören. Und von Marilyn Manson will ich es nicht hören (den kann ich nicht leiden).

Radio killed the Klassiker.
.

Montag, 26. Oktober 2009

"Bauer sucht Frau" - Penjelly sucht Abgründe

.
Ich glaub es ja selbst nicht, aber ich schaue nun schon seit 40 Minuten "Bauer sucht Frau". Nein, nicht aus eigenem Interesse, sondern aus purem Voyeurismus. Ich dachte, dazu wäre ich gar nicht fähig!
Ich könnte Freundin T. die Schuld geben, von der ich eines Abends eine SMS erhielt mit der Aufforderung, dass ich mal die Freakshow auf RTL einschalten solle. Widerstrebend tat ich das, umso gleich wie gebannt mit hängenden Armen und offenem Mund (ähnlich wie in Las Vegas vorm Bellagio) vorm Fernseher stehenzubleiben. Nicht mal setzen konnte ich mich - freeze.

Glücklicherweise wurde ich damals durch einen Anruf aus der Starre gelöst. Heute nicht, dabei ist T. heute völlig unbeteiligt. Es war einfach ein sehr langer Tag im Büro und anschließend in der Buchhandlung, wo ich drei neue Bücher gekauft habe, auf die ich sehr gespannt bin. Aber anstatt zu lesen, hänge ich vor dieser Sendung seit ich erschöpft vom Tag nur einen Moment auf die Couch sinken und nur kurz den Fernseher anmachen wollte, höre mir unfassbare Dialoge an* und muss das Ganze sofort irgendwie psychisch verarbeiten, weshalb ich jetzt auch noch vorm Rechner sitze... Hilfe.

*
- "Es ist auch das, was innerlich zählt."
- "Du bist zu 90% wie meine Ex-Frau."
- "Ich steh auf schlanke Frauen. Kannst Du gut küssen?"
- "Düse mit mir ins Glück."
- "Ich will Mähdrescher fahren."
- "Mein Spitzname ist Miau."
- "Die x ist mir sympathisch, aber die y kann Schlepper fahren."
- "Die Schmetterlinge kommen schon."

Mein Aussage-Favorit: "Sie versucht, das Rezept in die Hand zu nehmen."
(gemeint war natürlich das Zepter)

So, Danke fürs Zuhören, jetzt greife ich dann doch zum Buch.
.

.

Montag, 7. September 2009

summer's end

.
Es gibt erst jetzt Lebkuchen, dabei ist schon September!
.

Sonntag, 2. August 2009

Überraschungen im Urlaub

.
... kann man natürlich auch erleben, obwohl man sich gut vorbereitet hat:

Und was passiert dort, wenn sie geschlossen haben, so hinter verschlossenen Republiktüren?
Weiß das jemand?
.

Freitag, 17. Juli 2009

sich nur das Wichtige merken

.
Im Tengelmann hinter mir an der Kasse steht ein alter Mann mit - wie aus ihrem Dialog hervorgeht - seiner Betreuerin. Denn der Mann scheint dement zu sein.
Als seine Begleiterin die Einkäufe aus dem Korb nimmt und aufs Band legt, nimmt der Mann sich die Alditüte in seiner Hand vor und räumt die darin befindlichen Einkäufe ebenfalls aufs Band. Seine Begleiterin erklärt ihm, dass das nicht nötig sei, da sie diese Sachen ja eben im Aldi gekauft und bereits bezahlt hätten. Der alte Mann hält inne und brummelt etwas unverständliches. Kurz darauf will er fortwahren, die Aldi-Einkäufe aufs Band zu legen.
Es ist erschütternd. Der Aldi ist direkt gegenüber vom Tengelmann und der Einkauf bestimmt erst 5-10 Minuten her.

Die Betreuerin hält den Mann liebevoll zurück, erklärt ihm erneut den Sachverhalt und zeigt ihm den Kassenbon vom Aldi. Der Mann wirkt beschämt. Die Betreuerin merkt das und um die Situation aufzulockern, sagt sie neckend "Na, Herr X., Sie sind heut nicht so gut drauf was?"
Da reckt der alte Herr sein Kinn und meint stolz: "Nein, ich kenne mich damit nur nicht aus, mit Einkaufen. Das ist Frauensache."
Ich muss schmunzeln. Die Betreuerin stimmt ihm zu: "Ja, das hat früher immer ihre Frau gemacht, nicht wahr?" Der Mann nickt nur langsam und sein Blick verliert sich ins Leere. Und da muss ich auch schon wieder aufhören zu schmunzeln.
.

Montag, 29. Juni 2009

Gruppenarbeit im Gefängnis

.
Im Zuge des "Talk of the Town" bzw. "Talk of the World" der letzten Tage, nämlich des Todes von Michael Jackson, bin ich über folgende Kuriosität gestolpert, die bereits 2007 entstand.
Man hat jetzt zum aktuellen Anlass erneut ein Tribute inszeniert. Aber die Insassen des Cebu-Gefängnisses auf den Philippinen scheinen öfter zu tanzen, auch mal zu Radio-Gaga von Queen.
Ich find's fantastisch. Meine Lieblingsszene ist, wenn der Jacko-spielende Insasse sich völlig unbeteiligt und unschauspielerisch an der Nase juckt (0:57 min), während sein "Mädchen" völlig in seiner Darstellung aufgeht.

Thriller!

.

Sonntag, 28. Juni 2009

Sommermusik

.
Ich habe für mich eine neue Band entdeckt, die ich gerne empfehlen möchte.
Aber dazu muss ich kurz etwas ausholen...

Neulich war ich mit einer Freundin im Kino um den Film "Duplicity" zu sehen. Wir kauften also die Karten und setzten uns in den uns genannten Kinosaal und da wir uns nicht allzu oft sehen, verbrachten wir die Zeit bis zum Filmanfang in angeregter Unterhaltung. Und wir hatten eine Weile, denn der Film ließ auf sich warten. Als er dann losging, erschien Dustin Hoffman am Klavier (auf der Leinwand) und uns wurde klar, dass wir im falschen Film waren. Wir standen auf und gingen raus, quetschen mussten wir uns nicht, es war nicht voll. Es handelte sich um den Film "Liebe auf den zweiten Blick" (Last Chance Harvey).
Draußen erklärten wir uns der Kartenabreißerin, die aber nur feststellen konnte, dass wir nicht im falschen Film waren, da wir Karten für eben diesen Film hatten und der Fehler also bei der Kassiererin lag. Nun hatte "Duplicity" aber schon begonnen, lief bereits seit einer Viertelstunde, und deshalb beschlossen wir, uns den unspannenderen Film anzusehen, aber den wenigstens von Anfang an. Also gingen wir zurück zu Dustin Hoffman.

Der Film ist nett, aber wie wir alle inzwischen wissen ist nett die kleine Schwester von scheiße.
Aber es gibt eine Szene in der der Amerikaner Dustin mit der Engländerin Emma Thompson in London spazierengeht und sie einer Band lauschen, die auf der Straße spielt. Und diese Band macht ganz schön gute Laune.
Neulich habe ich in der Stadtbücherei eine CD gefunden, auf der ich prompt diese Band wieder erkannt habe. Und seitdem hüpfe ich beim Spülen, swinge ich beim Wäscheaufhängen und klatsche ich unter der Dusche zu ihrer Musik.

Die Rede ist von "Kitty, Daisy & Lewis". Welche Art Musik das ist lest lieber irgendwo nach, in solchen Kategorisierungen bin ich ganz schlecht. Wikipedia beschreibt das so: Their music is influenced heavily by R&B, swing, jump blues, country and Western, blues, Hawaiian and rock 'n' roll. They are all multi-instrumentalists, playing guitar, piano, banjo, lapsteel guitar, harmonica, double bass, ukulele, drums, trombone, xylophone and accordion between them.

Ich find's herrlich! Ein guter Treffer, den ich einem schlechten Film zu verdanken habe.
Übrigens habe ich eine Woche später einenzweiten Anlauf gemacht, um "Duplicity" zu sehen und bevor mein Herzallerliebster und ich beim Kartenabreißer ankamen, schaute ich vorsichtshalber noch mal auf die Karten. Sie waren für den Film "Public Enemy No.1". Muss ich erst "Kinokassiererisch" lernen um die richtigen Karten zu bekommen?

Immerhin aber ist die Tatsache, für "Duplicity" zweimal falsch bedient worden zu sein, wortwörtlich genommen schon wieder beachtlich...

Donnerstag, 25. Juni 2009

Die Wahrheit tut weh


Heute habe ich eine bittere Erfahrung gemacht. Ich hatte eine Unstimmigkeit mit meinem Kollegen. Aber das ist nicht, was ich meine. Obwohl ich mich aufrichtig entschuldigt habe für mein Gezeter, hat er den ganzen Tag noch rumgegrummelt. Und da sagt man(n) Frauen seien nachtragend! Aber das ist auch nicht, was ich meine. Die bittere Erfahrung kommt erst noch und hat - natürlich - mit dem Älterwerden zu tun.

Als ich am Ende des Tages eine einzige jämmerliche Seite kopieren wollte, stand besagter Kollege gerade am Kopierer. Als hätte er nur darauf gewartet, nutzte er die Situation schamlos aus, indem er sich gehörig Zeit ließ. Jede seiner zu kopierenden Seiten wurde noch mal genau inspiziert, exakt ausgerichtet, der Kopiererdeckel in Zeitlupe geschlossen und dann wurde mit hämischem Grinsen lange nach dem Startbutton gesucht. Ich konnte es mir nicht nehmen lassen, als ich endlich dran war, nach meiner einen Seite, noch eine weitere Seite zu kopieren und ihm zu überreichen. Hierzu legte ich meine Hand mit der Handoberfläche aufs Glas, machte eine Faust, aus der nur der Mittelfinger hervorragte und zog eine schöne Kopie eines Stinkefingers. Nur: so schön war nicht, was dabei herauskam.
Das Ergebnis war geradezu niederschmetternd. Um den Mittelfingerknöchel am ersten Fingerglied hatte sich die Haut auf dem Glas zusammengeschoben und Falten geworfen,und am Übergang zum zweiten Fingerglied runzelte es wild. Das Kopierlicht hatte das Ganze schonungslos ausgeleuchtet, also im wahrsten Sinne des Wortes "ans Licht gebracht", was man an den Händen einer Frau nun mal immer als erstes sieht: Dass sie älter wird. Oder alt ist. Es war frustrierend. Noch dazu lachte mein Kollege mich aus.

Es gibt (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit) keinen Gott.
Aber wenn es einen gibt (und er zufällig im Kopierer wohnt), war er heute wohl nicht auf meiner Seite.

Montag, 11. Mai 2009

Idiomanie


Schon mal was von einem Zungenlieger gehört? Nein?

Der Begriff bezeichnet ein Wort, das einem nicht einfällt, sondern eben auf der Zunge liegt.
Bisher gibt bzw. gab es das Wort "Zungenlieger" nicht. Es entstand im Zuge des Wettbewerbs "Uns fehlen die Worte" von 3Sat.
Bei diesem Wettbewerb wurden 40 namenlose Phänomene beschrieben, für die es bisher kein Wort gab, und Bezeichnungen für diese gesucht. Und es sind tatsächlich schöne Worte dabei entstanden. Etwa "Brötchenwatte" für das leckere Innere eines Brötchens. Oder "Lidsenker" für jemanden, der einen mit seinem Gelaber langweilt.
Dieses Wort wird mir sicher in drögen Meetings noch häufiger in den Sinn kommen. Man stelle sich nur vor, dass so ein "Lidsenker" dann auch noch "
eletant" ist und man gleichzeitig mit den Augen rollen muss. (Das Wort ist außerwettbewerbsmäßig von mir, ha ha.)

Und jeder kennt etwa den herrlichen Duft, der entsteht, wenn es nach warmen, trockenen Tagen mal wieder regnet. Ich liebe diesen Geruch und mir gefällt das Wort, das dafür gefunden wurde: "Regenwürze".


Wer alle 40 Begriffe wissen will, findet die Liste ab morgen hier irgendwo.
(Bei Redaktionsschluß noch nicht bekannt.)
Einen Überblick gibt es auch abends bei "Kulturzeit um 19:15 Uhr.

Mittwoch, 15. April 2009

von Modellen und Huren


"Sie ist ein Model und sie sieht gut aus." So der Anfang des Liedes "Das Model" von Kraftwerk aus dem Jahr 1980.
W. (der mikrophonbewanderte) und ich waren zu dieser Zeit etwa 7 Jahre alt. Neulich rief mich W. morgens an und weckte mich mit der Frage, ob ich wüßte, dass er früher immer dachte, dass es in dem Text von "Das Model" um "schmutzige Dinge" ging. Als ich der Sache schlaftrunken-interrogativ auf den Grund ging, gestand W., dass er in (ganz) jungen Jahren wohl meinte, ein Model sei so etwas wie eine Nutte.
"Schaust Du eigentlich "Germany's Next Top-Nutte?" fragte ich.
Es folgte ein Ausmalen darüber, wie so ein Sendekonzept aussehen könnte.
Ich liebe Telefonate mit W.

Zwei Jahre nach dem Kraftwerk-Song gab es ein Lied, in dem es wirklich um eine Prostituierte ging, nämlich um die Rosi. Ich konnte den kompletten Text von "Skandal im Sperrbezirk" von der Spider Murphy Gang auswendig und sang ihn auch immer schön lauthals mit - selbstverständlich ohne ihn tatsächlich zu verstehen: "Und draußen vor der großen Stadt stehen die Nutten sich die Füße platt." Natürlich baten meine Eltern zum Gespräch und klärten mich auf. Also, noch mehr als bisher.

Den Text von "Das Model" hatte ich nicht so präsent. Als ich ihn mir nun kürzlich anhörte, mußte ich unter dem Aspekt von W.'s kindlichem Irrtum doch sehr schmunzeln.
"Sie wirkt so kühl, an sie kommt niemand ran."
(Hmm, eine außergewöhnliche Prostituierte.)
"doch vor der Kamera da zeigt sie was sie kann"
(aha, die schmutzige Pornoindustrie also..)

Worum geht es eigentlich in dem Lied "Uh-Uh-Uh mir bleibt die Luft weg" von DÖF?

Sonntag, 12. April 2009

wieder was gelernt


Nach der
mentalen Vorbereitung von neulich, muss ich mich nun ja auch noch irgendwie technisch auf die kommende Lesung vorbereiten. "Ich brauche ein Mikro."
Einfacher Satz, einfache Sache, dachte ich und schrieb diesen Satz per SMS meinem mikrobewanderten (nicht bildlich vorstellen) Freund W.. Woraufhin er mich anrief. Schon dies ein Hinweis darauf, dass die Sache so einfach nicht war. Wie sich dann auch im folgenden Gespräch bestätigte, da Mikro nicht gleich Mikro ist.

So fragte mich W. ob ich Bedarf an Popschutz hätte und ich fragte mich kurz, ob W. mir Kondome überlassen wollte. Dann erwähnte er etwas von Phantomspeisung und ich, obwohl gar nicht bibelfest, fühlte mich an die Speisung der 5000 erinnert. Mir ging auf, dass ich es mit Termini technici zu tun hatte, mit Fachchinesisch.
W. erzählte mir von Schwanenhälsen, breiten Nieren, Sprechstellen und Kugelcharakertistik.
Ich war etwas überfordert und W. fragte mich, was ich denn am liebsten hätte.
"Ein Mikro mit so einem riesen Puschel, das ich vor mir aufbauen und mich dahinter verstecken kann."
Aber es macht natürlich keinen Sinn in ein Mikro mit Windschutz zu lesen. Obwohl, falls es dazu kommt, dass ich vor Aufregung schwer atme...

Hier übrigens die offizielle Ankündigung:

Dienstag, 7. April 2009

Unglückskekse & O.K.-Tropfen


Ihr sucht ein ausgefallenes Gechenk?

Wie wäre es mal mit einer Flasche Infrarotwein oder einer Waldbrandtapete?

Oder darf's ein bisschen intimer sein? Dann käme vielleicht die Leidcreme (SM aus der Tube, weil die Liebe ja doch immer auch Leid ist) in Frage, oder - wenn man soweit noch nicht ist - die Nordic-Stalking-Stöcke.

Sollte man kein Geschenk finden, kann man für den Wert, den man gern ausgegeben hätte, auch einfach nur hübsche Verpackung kaufen. Kann man? Oder kann man sein Geld auch besser anlegen?

Seht es Euch selbst an - und verpaßt nicht, einmal den KAUFEN-Button zu drücken. Ist schließlich fürn guten Zweck:

Antipreneur-Shop

____

Freitag, 20. März 2009

Oh Schande


Aus der Angst heraus, sich bei, nein mit der eigenen Lesung zum Affen zu machen, entstand, in der Absicht, sich selbst die Angst vor der Angst zu nehmen, ein Nachdenken darüber, ob man das nicht schon längst auf schlimmere Weise mal getan hat - sich zum Affen.
Denn wenn einem eine Gelegenheit einfällt, bei der man sich recht lächerlich gemacht hat und einem dann klar wird, dass man auch das überlebt hat, so kann man vielleicht mit einer Aura des Unkaputtbaren in die nächste Gelegenheit, sich zum Affen zu machen tappen.
Vielleicht hört man dann während des Vorlesens im Hinterkopf „I will survive“, während die anderen wiederum einem selbst zuhören oder zumindest so tun, während sie vielleicht ebenfalls „I will survive (this lesung)" im Hinterkopf haben.

Wie dem auch sei, ich überlege also, wann ich mich schon einmal zum Affen gemacht habe und erstmal will mir nichts einfallen. Liegt sicher an einer falschen Selbstwahrnehmung. Ich bin sicher es gibt ein paar Leute, die jetzt innerlich aufschreien: „Was? Da fällt mir aber einiges ein!“
Zwecks Abhärtung sollte ich ihr Gedächtnis nutzen und mich erinnern lassen. Aber so weit bin ich noch nicht. Ich fang mal klein an.
Einmal bin ich beim Verlassen einer Bar, deren Front ganz aus Glas war, mit der Stirn voran gegen die Glastür gelaufen, die ich offen zu sein glaubte. Die Bar war klein, jeder bekam es mit und mich durchfuhr eine Mischung aus Scham, Schmerz und Wut darüber, dass da nicht diese tollen schwarzen Vögel auf der Tür klebten, die man auch in Schwimmbädern immer bewundern kann. In dieser Wunde wurde nachträglich nochmal gebohrt, als ich eine paar Tage später den Wirt der Bar traf und er mir hämisch grinsend eröffnete, dass man noch den Fettfleck auf der Glastür sehen könnte, einen fatty forehead print sozusagen.

Dieses Beispiel scheint mir jedoch nicht geeignet zu sein im Vergleich. Schusseligkeit ist was anderes als Blamage. Wenn ich weiter darüber nachdenke, welche Blamage ich mir mal geleistet habe, so fällt mir eine Szene ein, die sich erst kürzlich auf einer Geburtstagsfeier zutrug, deren Gäste ich erst am selbigen Abend kennenlernte. Ich saß mit ein paar dieser Gäste beisammen und wir unterhielten uns über dies und das, aber purzelten schließlich doch in ein plötzliches Schweigen. Da ich gelegentlich unter "Logorrhoe" leide, also unter ungebremsten Rededurchfall, wie der Kabarettist Werner Schneyder das „Plappern weil man kein Schweigen ertragen kann“ umschreibt, plauderte ich munter drauf los.
Was genau ich erzählte und wie ich auf das Thema kam, weiß ich nicht mehr genau, aber ich endete mit dem Bekenntnis, dass ich langjährige und leidenschaftliche Sammlerin von Bechertassen bin. All die Anmerkungen die ich hierzu noch machen konnte, wie die, dass es sich mal so ergeben hat, dass etwa meine Schwester mir aus jedem Urlaub von überallher eine Tasse mitbrachte, was ich bald nicht mehr missen wollte, oder dass ich von vielen verschiedenen Leuten eine Tasse erhalten habe, an die ich gerne denke, wenn ich Tee trinke, und dass ich nun mal sehr viel Tee trinke und bestimmt 60 Bechertassen habe, die ich inzwischen nicht mehr recht unterzubringen weiß – all diese Anmerkungen konnten das peinlich berührte, (Weiter-)Schweigen der Gäste nicht brechen, im Gegenteil. Es wurde nun noch mit verständnislosen Blicken untermalt. Schließlich entschuldigte ich mich aus der Runde, um mir noch ein Stück Kuchen aus der Küche zu holen.

Nun, keine wirkliche Blamage vielleicht, meine ich, die ich ja ohnehin meine Bechertassen nie verleugnen würde, aber ein peinlicher Moment. Wahrscheinlich vor allem für meinen Freund, dessen Bekannte es waren.

Viel Schlimmeres ist mir bisher tatsächlich noch nie passiert (klopf auf Holz). Vielleicht wird die Lesung also mein künftiger Maßstab...
Nein, sicher ist mir schon Schlimmeres als das Erwähnte passiert, aber das habe ich entweder erfolgreich verdrängt oder würde es hier nicht erzählen.

Es ist ein Vorteil, dass man so was für sich behalten kann - den man jedoch nicht hat, wenn man sich vor laufenden Kameras blamiert. So hat eine ehemalige Schulkameradin von mir mal bei der TV-Sendung „Ruck-Zuck“ mitgemacht, bei der man in 10 Sekunden zu einem Begriff möglichst viele Assoziationen raushauen musste. Zu dem Begriff „Goethe“ rief sie „Wolfgang Amadeus“ in die Kamera - und war damit am nächsten Tag Schulgespräch, bzw. Schulschande.

Übertroffen wird diese Blamage noch von einer Bekannten, die zu einer Kontrolle bei ihrem Gynäkologen war, da sie eine Erkrankung vermutete. Als er ihr versicherte, dass alles in Ordnung sei, wollte sie erleichtert sagen, dass sie eben eine kleine Hypochonderin sei. Erst viel später, als sie die Praxis längst verlassen hatte und sich noch einmal wunderte, warum der Arzt auf ihre Bemerkung so seltsam reagiert hatte, fiel ihr auf, was sie versehentlich tatsächlich gesagt hatte: „Naja, ich bin eben eine kleine Nymphomanin.“

Nun, wie man merkt habe ich die Strategie der Entangstung geändert zu "Sich ausmalen, was andere schon verbockt haben, damit man sich selbst nach dem Reinfall in guter Gesellschaft wähnt". Wenn ihr mir noch ein wenig helfen wollt, dann öffnet doch bitte nicht die Tür falls ihr die Lesung vorzeitig verlaßt, sondern hinterlaßt einen liebevollen Fettfleck.



Mittwoch, 11. März 2009

locals

Heute abend schon was vor? Ich hätte eine Empfehlung.
DJ Lenin, mein Blognachbar, macht heute abend eine Lesung im "Bücher vor Ort".
Das ist in der Mühlgasse 3 in Frankfurt-Bockenheim. Er liest aus seinem Buch "Muckefuck und Schrippen". Die Lesung beginnt um acht.

Übrigens werde ich demnächst auch mit Lenin zusammen lesen. Genaugenommen am 19.04.
Falls Ihr da noch nichts vorhabt, freue ich mich auf Euch.
Dann lesen wir im "Süden" in Bornheim und zwar aus unseren Blogs.
Könnte für treue Blogleser natürlich langweilig werden, aber ich werde sicher mit einigen peinlichen "Verlesern" für zumindest schadenfrohe Lacher sorgen.

Samstag, 7. März 2009

Verfolgt von dünnen Wänden


Wenn es im Büro mal wieder dazu kommt, dass meine Kollegin ein Privatgespräch führt, so bleibt mir das,
obwohl eine Wand uns trennt, nicht verborgen. Es ist eine sehr dünne Wand. Dass es ein Privatgespräch ist, erschließt sich daraus, dass es auf Kroatisch geführt wird und dass in ihrer Muttersprache die Stimme meiner Kollegin unwillkürlich kräftiger wird. Tritt dieser Fall ein, bedeutet das, dass meine Konzentration proportional zum Anschwellen ihres Stimmvolumens geringer wird. Ich kann mit so einem permanenten, dumpfen Gesprächsbrei im Rücken einfach nicht sehr gut denken.

Neulich war es mal wieder soweit und ich habe mir geholfen, indem ich ein wenig Musik anmachte. Ich kann mich besser bei Musik konzentrieren als bei unmelodischem Gebrabbel. Es endete allerdings damit, dass besagte Kollegin nach Beendigung ihres Telefonats in mein Büro kam, um etwas rüber zu bringen und prompt sagte: "Was für schreckliche Musik! Gut, dass ich die drüben nicht höre!" Was sie also rüberbrachte war genaugenommen ein Fettnapf, in den sie dann auch gleich trat. Zumal ich gerade "Kings of Leon" hörte und da verstehe ich ja keinen Spaß.
"Ich habe die Musik nur an, weil ich sonst Sie höre." konnte ich daher nicht umhin zu antworten. Und da es wohl gerade nicht danach klingt, muss ich an dieser Stelle hinzufügen, dass ich gegen meine Kollegin gar nichts habe. Aber eben gegen dünne Wände. Da wir aber nunmal genötigt sind, zwischen dünnen Wänden zu hausen und zu arbeiten, finde ich, sollte man das, was die Wand nicht an Lärmschutz bietet, in seine selbstgemachten Dezibel einkalkulieren.

Meine Kollegin aber meinte: "Ich mach doch gar nix!"

Es ist eine Merkwürdigkeit, wie dezent Leute sich selbst empfinden, wenn sie es gar nicht sind.
Bestes Beispiel dafür ist ja auch mein schon öfters erwähnter Nachbar.
Neulich hatte er einige Zeit lang Besuch von einem Pärchen. Laute Musik sowie die Geräusche des poppenden Pärchens (ich nehme an, sie waren dabei nur zu zweit, genau weiß ich es aber nicht) haben mich erst zu Ohrenstöpseln greifen, dann auf die Couch im Wohnzimmer umziehen und in der Nacht darauf zu meinem Freund flüchten lassen. Ich wollte tolerant sein wenn Gäste da sind und niemandem den Spaß verderben. Aber diese Toleranz war Perlen vor die Säue wie ich an den darauffolgenden Tagen feststellen mußte...

Eines Abends, ich saß konzentriert am Rechner, vibrierte mein Schreibtisch unter meinen Ellenbogen von dem Bass in der Musik meines Nachbarn. Miese RnB-Musik noch dazu.
Ich ging also rüber, klingelte und fragte ihn freundlich, ob er mal zwei Minuten Zeit für mich hätte. Er bat mich rein, aber ich bat ihn zu mir rüber und clever wie er ist, begriff er sofort, dass ich ihm zeigen wollte, wie laut seine Musik bei mir ankommt, bzw. wie dünn die Wand zwischen uns ist. Es ging hier nur noch um den Beweis, denn geschildert hatte ich es ihm schon oft genug, allein er glaubte mir nicht recht.
An diesem Abend stand er jedoch recht zerknirscht tuend in meinem Flur, beteuerte, dass er das Ausmaß ja nicht geahnt hätte und entschuldigte sich vielmals. Ich erläuterte ihm, dass ich in den letzten Tagen schon rücksichtsvoll ausgewichen sei, wegen seines (gedacht: poppenden) Besuchs und er grinste schief und meinte (offenbar verstehend), dass er auf das was sein Besuch mache, nun mal keinen Einfluss hätte. Bevor er ging, bat er mich, ruhig immer zu klingeln, wenn er mal wieder nicht merken würde, dass er zu laut ist. Soweit so gut. Ich war voller Hoffnung für eine ruhige Zukunft....

Nur 5 Stunden später, also mitten in der Nacht, wurde ich davon geweckt, dass mein Nachbar mit seinem Pärchenbesuch in die Wohnung nebenan einfiel, offenbar von einem feuchtfröhlichen Abend zurückkehrend. Es wurde laut gelacht, schlechte RnB-Musik aufgedreht, mitgesungen, rumgepoltert.
Ich versuchte erst gar nicht, diesen total ignoranten Haufen zu Ruhe zu bewegen. Was hätte ich bei dem außergewöhnlichen Kurzzeitgedächtnis meines Nachbarn schon erreichen können? Ich hätte geklingelt, gemeckert, wie schon so oft, und wäre anschließend - wenn es doch laut geblieben wäre, weil dieser debile Egozentriker bereits wieder vergessen hätte, dass ich auch noch hier wohne - nur noch entsetzter darüber gewesen, wie asozial manche Menschen sind.

Also zog ich ins Wohnzimmer um, wo ich dann zunächst noch eine Weile wach lag und mich grämte. Grämte im Sinne von "wachliegen und im Kopf alle möglichen Sätze formulieren, mit dem man es dem Ursprung des Grams so richtig zeigt", im Sinne von "Beschimpfungen erdenken, die man doch nie sagen würde und auch nicht bloggen", im Sinne von "vor eigenem Kopfgezeter nicht einschlafen können und deshalb noch wütender werden".

Ich erwachte zeitig am nächsten Morgen, weil man eben auf einer Couch nicht unbedingt so gut nächtigt, wie im eigenen Bett. Und obwohl ich keine Lust auf Krieg hatte, auf "Auge um Auge, Zahn um Zahn", obwohl ich kein Bedürfnis hatte auf gleiches Niveau zu sinken, verschaffte es mir ein wenig Erleichterung, morgens um acht eine Musik auszuwählen, die den Menschen auf der anderen Seite der dünnen Wand bestimmt nicht gefallen würde und diese besonders laut zu hören - und wenn ich mir selbst Ohrenstöpsel reinstopfen müßte. Ich entschied mich für eine 80er-Jahre-CD aus dem untersten Fach und begann mit Huey Lewis and the News und "The power of love", um auch gleich eine Botschaft rüberzubringen. Dazu hängte ich Wäsche ab und verstaute sie geräuschvoll in dem Kleiderschrank der an der dünnen Wand zum Schlafzimmer meines Nachbarn steht. Beim Saugen danach hatte ich schon fast wieder gute Laune. Und tatsächlich habe ich zum ersten Mal wirklich Rache verübt. Nicht im Spiel, nicht im Scherz, sondern "in echt". War lecker. Ich mag ja Süßes.
Und noch dazu war es danach einige Tage lang still...

...to be continued...

Montag, 23. Februar 2009

Kindermund


Ich schickte mich gerade an, die Ausstellung von und bei
saasfee* in der Bleichstraße zu verlassen, als ich beschloss, mich vor dem Heimweg noch mal zu erleichtern und deswegen die Toilette aufsuchte.
Ich zuckte zusammen während ich Wasser ließ, als in der Kabine neben mir gellendes Kindergeschrei losging. Nicht etwa Gefahr verheißendes, aber doch Not. Denn das Kind nebenan brauchte und vermißte nur eines, was es daher auch unaufhörlich schrie: Papa.
Es schrie immer noch, als ich beendet hatte, was so dringend war und deshalb schaute ich nach nebenan durch die offene Tür.
Da saß es, das schreiende Kind, das augenblicklich verstummte, als es mich sah.
Ein Mädchen saß auf dem für es viel zu hohen Klo, mit runtergelassenen Hosen, und sah mich mit großen Augen an.
"Soll ich Deinen Papa holen?" fragte ich.
Das Kind nickte.
"Wie heißt er denn?"
"Papa".
"Und wie sieht er aus?"
"Papa."
"Alles klar."
Ich ging zurück in die Ausstellung und fragte in den Raum, wer denn der Vater des Kindes aufm Klo sei. Aber außer seltsamen Blicken und Achselzucken erhielt ich keine Reaktion.
Also ging ich zurück zu dem Mädchen und sagte ihm, dass ich Papa nicht finden könne und fragte, ob ich ihm helfen könne. Und tatsächlich, sie kam gar nicht an den Toilettenpapierhalter heran und so reichte ich ihr Klopapier und fragte, ob sie sich selbst abputzen könne.
Sie nahm das Klopapier und sagte: "Ich habe auch eine Mutter, aber sie ist eine böse Mutter und deshalb hat man mich jetzt zu meinem Papa gebracht."
Und während ich dem Mädchen von der Toilette half, war ich umgehauen von der offenherzigen Redseligkeit mit der sie plötzlich ein Dilemma kundtat, dass sie sicher noch ein ganzes Leben begleiten wird.
Ich wusch dem Mädchen die Hände, sie wollte den Seifenschaum und nicht die Flüssigseife, das war ihr wichtig und schon rannte sie "Papa" schreiend in die Ausstellung, weit weniger beeindruckt als ich von unserer kurzen Begegnung.

Sonntag, 15. Februar 2009

Nachtrag zu Valentinstag


Und nun zwei romantische Anekdoten aus dem Alltagsleben eines glücklichen Paares.

1)
Man umarmt sich, man küsst sich. Erst sind es kurze, verspielte Küsse, dann etwas längere, leidenschaftlichere, dann sieht man sich lange in die Augen und er sagt: "Welches Tier hat den höchsten Bluthochdruck?"
Gut, die eine wird romantisch, der andere denkt an Giraffen. Kann passieren.
2)
Nach einem üppigen Abendmahl stöhnt sie: "Puh, jetzt fühl ich mich dick."
Am nächsten Morgen beim Aufwachen stellt sie fest: "Puh, wasn Glück fühl ich mich nicht mehr so dick." Worauf er mit hochgezogenen Augenbrauen erstaunt entgegnet: "Echt nicht?"