Montag, 14. November 2011

Pling, Rauchmelder, plingelingeling. Pling, Melder pling.

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Neulich nacht wälzte ich mich in wirren Träumen. Immer wieder schlug ich zweimal mit einem Messer gegen ein Glas als wolle ich eine Rede halten. Ich schlug recht enervierend laut gegen das Glas - pling-pling. Schon von mir selbst genervt murlmelte ich im Schlaf zu mir selbst "Warum machstndasndauernd?", wovon ich selbst erwachte. Und prompt mußte ich feststellen, dass das Geräusch, das ich im Traum zu machen glaubte, ziemlich real war. In meiner Wohnung. Mitten in der Nacht. Da wurde mir schon einen Moment lang mulmig, als ich da so im Dunkeln lag, allein mit pling-pling. Das ist der Stoff, aus dem zumindest der Anfang eines Thrillers entstehen kann.

Doch der Nervenkitzel verflog recht schnell als das Licht an und die Quelle des Geräuschs ausgemacht war, bzw. nicht ausgemacht war, da sich nichts ausmachen ließ. Das Geräusch kam nämlich aus meinem Rauchmelder an der Schlafzimmerdecke und zwar alle 30 Sekunden. Pling-pling. Das war nicht weiter aufregend hinsichtlich irgendeiner Rauchentwicklung. In meiner Noch-Wohnung (ich ziehe bald um) gibt es noch zwei weitere Rauchmelder, die jedoch stumm an der Decke so vor sich hin klebten. Abgesehen davon war Rauch auch weder zu sehen noch zu riechen. Viel Lärm um nichts also.

Ich holte einen Stuhl aus dem Nebenzimmer auf den ich kletterte um dem Störenfried zu Leibe zu rücken. Aber alles Rumnesteln führte zu nichts. Der nächste Schritt bei Problemen mit widerspenstigen Geräten ist das Lesen der Gebrauchsanweisung. Um diese zu holen, ging ich wieder ins Nebenzimmer, wo ich unvermittelt vor einer Menge Kartons stand. Unvermittelt natürlich nur deshalb, weil ich noch nicht ganz wach war. Denn ich hatte all diese Kartons ja im Hinblick auf den nahenden Umzug selbst gepackt. Und in einem von ihnen war nun die Gebrauchsanweisung. Unmöglich an sie ranzukommen.

Es half nichts - das Internet mußte befragt werden. Also schreckte ich den Rechner hoch, der das um die nachtschlafende Zeit ja auch nicht unbedingt gewohnt ist. Das Netz lieferte den Hinweis, dass Rauchmelder, die in Intervallen auf sich aufmerksam machen, einem mitteilen wollen, dass ihre Batterie gewechselt werden muss. Das war mir zwar nicht neu, aber bisher hatte ich das Vergnügen, eine solche Mitteilung zu vernehmen, noch nicht in meiner eigenen Wohnung gehabt und mußte mich nicht selbst darum kümmern und schon gar nichts nachts. Eine passende Batterie würde ich auf keinen Fall vorrätig haben, aber egal, die alte mußte auf jeden Fall raus! Wie, stand leider nirgendwo geschrieben.
Ich stieg wieder auf den Stuhl um den Rauchmelder gezielt nach einem Batteriefach zu untersuchen. Aber was lasen meine müden Augen stattdessen? "Battery not replaceable" stand weiß auf weiß auf dem doofen Kunststoffding. Pling-pling.

Vom Stuhl ging es also wieder runter ins Netz, in dem mir schließlich offenbart wurde, dass - anders als bei der anschraub- und wiederaufladbaren Variante - bei der billigen anklebbaren Wegwerf-Variante nicht anders zu verfahren sei, als diese zu entfernen und auszutauschen. Na, prima. Rauf auf den Stuhl und an dem immer noch quälend laute Signale ausstoßenden Ding gezerrt und gerüttelt bis es sich widerwillig von der Decke löste. Das heißt: Nur von dem Großteil der Decke. Einen kleineren Teil von ihr nahm es mit. Putz rieselte mir aufs Haar und ins Gesicht. Pling-pling.
Ich brachte den Quälgeist in die Küche, von wo aus er mir mit unerschütterlicher Regelmäßigkeit hinterher schrie, während ich Rechner und Stuhl in ihren üblichen Nachtstatus zurückversetzte. So sah ich mich gezwungen, den Rauchmelder schließlich mit mehreren Geschirrhandtüchern zu knebeln und ihn für den Rest der Nacht unter einem umgestülpten Putzeimer gefangen zu halten. Wobei der Rest der Nacht inzwischen nur noch aus ein, zwei frühen Morgenstunden bestand. Ich legte mich wieder hin und schlief zu einem entfernten, regelmäßigen, gedämpften Pling-pling wieder ein. Immerhin hielt ich keine Reden mehr im Traum.

P.S. Der Rauchmelder wanderte am nächsten Tag in den Keller, wo er auf seinen bereits verständigten Henker wartete. Da dieser aber offenbar Verspätung hatte, hörte ich noch mehrfach im Laufe des Tages ein klägliches, schwaches pling-pling durchs Treppenhaus klingen.

P.S.2: Wenn man so ein Rauchmeldergeräusch erstmal in seine Träume integriert, bis man davon aufwacht, hat man bis dahin nicht schon längst eine Rauchvergiftung?
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