Sonntag, 12. Februar 2017

18 in 16


Tolle Bücher habe ich im letzten Jahr gelesen! Und einige, die genervt haben. Aber vor allem welche, auf die ich selbst nicht gekommen wäre...
Die vollständige Liste:

Susan Elia MacNeal - His Majesty's Hope
Kurt Tucholsky - Schloß Gripsholm
William Boyd - Stars and Bars
Dave Eggers - Der Circle
John Irving - Bis ich Dich finde
Alexandra Horowitz -  Die Kunst, die Welt mit anderen Augen zu sehen
Alina Bronsky - Nenn mich einfach Superheld
Benedict Wells - Vom Ende der Einsamkeit
William Boyd - Sweet Caress
Jeanette Walls - Schloss aus Glas
Hunter S. Thompson - Der Fluch des Lono
Kaui Hart Hemmings -  House of Thieves
Paula Hawkins - The girl on the train
Tahar Ben Jelloun -  The last friend
Teju Cole - Open City
Toni Morrison - Home
Shirley Jackson - We have always lived in the castle
Jerzy Kosinski - Being there

Die letzten fünf Bücher auf der Liste waren keine eigene Wahl. Ich trat 2016 in einen English Book Club ein, in dem beim monatlichen Treffen je ein Buch besprochen wird. Eine herrliche Sache. 

Aber zu den Büchern..
Von einem Autor habe ich dieses Jahr gleich zwei Bücher gelesen. Ich mag Boyd und beide Bücher waren gut. "Stars and Bars" ist eher weird und unterhaltsam, "Sweet Caress" eher interessant und schön (es lehnt sich vage an die wahre Geschichte von Lee Miller an). "Sweet caress" ist lesenswerter.

Wie immer sind ein paar Bücher reisebezogen ausgewählt worden, darunter zwei Bücher im Zusammenhang mit einem Hawaii-Aufenthalt. Das Werk von Hunter S. Thompson - wie könnte es anders sein - schlägt den Boyd hinsichtlich weirdness um Längen, es ist das schrägste Buch der Liste und nur mäßig empfehlenswert. Es sei denn, man möchte den Weg ganz gehen und das Buch im Drogenrausch lesen. Das könnte seinen Reiz haben, vielleicht versteht man dann einfach besser, was vor sich geht.
Das Buch hat es allerdings geschafft in Erinnerung zu bleiben, das kann nicht jedes Buch von sich behaupten, siehe Buch eins, vernachlässigbar.

Das zweite "Hawaii-Buch" ist das mit Kurzgeschichten von Kaui Hart Hemmings. Sehr nette Urlaubslektüre, schön geschrieben!

"The girl on the train" war ein Kauf am Flughafen von Detroit als mir auf dem Rückflug der Lesestoff ausging. Spannend, die Zeit verging wie im Flug (ha ha), große Literatur ist es aber natürlich nicht.

Was man von einer weiteren Urlaubslektüre durchaus behaupten kann: "Schloss Gripsholm". Hatte zwar mit dem Urlaubsziel Stockholm wenig zu tun, war aber trotzdem eine gute Entscheidung. Von Kurt Tucholsky will ich mehr.

Am längsten gelesen habe ich dieses Jahr an "Bis ich Dich finde". Ist auch ein dickes Buch, aber daran allein lag es nicht. Als Irving-Anhänger auch von diesem Werk anfänglich angetan, empfand ich jedoch eine Phase dieser Lebensgeschichte (den L.A.-Abschnitt) als recht zäh und eher uninteressant und kam nicht recht voran. Glücklicherweise habe ich durchgehalten und wurde danach wieder zufrieden gestellt.

Ein Buch, das ich unbedingt lesen wollte und auf das ich mich freute war das hochgelobte "Das Ende der Einsamkeit" von B. Wells. Aber meine Erwartungshaltung war wohl zu hoch. Ist ein lebensweises Buch, vor allem wenn man das Alter des recht jungen Autors in Betracht zieht, ist das ertaunlich. Schon schön, aber mein Herz erobert hat diese Buch nicht.

Welches Buch das ganz fulminant geschafft hat: Jeanette Walls' "Schloss aus Glas". Ein Geschenk. Ja, ich habe es geschenkt bekommen (Danke an A.), aber ich meine: Die Lektüre ist ein Geschenk. Und zwar an Erfahrungen, die die wenigsten von uns zum Glück so machen müssen. Es dann noch zu schaffen, so damit umzugehen wie die Autorin dieses autobiografischen Romans, das ist fesselnd. Das Buch ist bestürzend und grandios zugleich.

Dave Eggers "Der Circle" hat mich kirre gemacht. Allein das Lesen dieses datensurrenden, gläsernen, unprivaten, von unsozialem Sozielmediengedröhne getränkten Szenarios war anstrengend. Nicht anstrengend weil anspruchsvoll. Anspruchsvoll ist das Buch nämlich nicht. Sondern anstrengend, weil man eben bereits eine Vorstellung von diesem Szenario hat und dessen Überhöhung Beklemmungen auslöst. Die dumme Protagonistin hat mich zudem genervt. Da steckt sicherlich Absicht von Eggers dahinter, sowohl bei der Schilderung des anstrengenden Szenarios als auch bei der minderbemittelten (Anti-)Heldin. Ich hab das Buch ja auch zu Ende gelesen (unter Schimpfen), aber es ist schade drum. Aus dem Thema hätte man was machen können, Eggers konnte es nicht. Alles zu plump.

Eine Erholung war dagegen Horowitz "Die Kunst, die Welt mit anderen Augen zu sehen". Ein Sachbuch zur Achtsamkeit. Beschrieben werden Spaziergänge mit Menschen (und einem Hund) mit verschiedenen Kompetenzen, die den eigenen Blick für täglich Missachtetes schärfen. Eine schöne Sache.

Alina Bronskys "Superheld": Gut. Es gibt aber Besseres von ihr.

Von denen im Book Club gelesenen Büchern möchte ich vor allem "Home" von Toni Morrison empfehlen. War mein erstes Buch von der Autorin, aber bestimmt nicht mein letztes, zumal mir gesagt wurde, dass es nicht mal ihr Bestes sei.

Kurze, lustige und lesenswerte Satire über einen unfreiwilligen, medienproduzierten Blender: "Being there" von 1970. Mehr sollte man gar nicht verraten.

"We have always lived in the castle" ist eine schräge Geschichte. Aber schön schräg, mehr gothic-novel-schräg, nicht Hunter-S-Thompson-schräg. Liest sich toll.

"The last friend" wäre sicher auch nicht auf meinem Radar gewesen, ist aber durchaus eine Bereicherung gewesen. Eine sensible aber auch brutale Geschichte über Freundschaft die vor allem durch ihre Schilderung aus zwei Perspektiven gewinnt. 

Polarisiert hat das Buch "Open City". Nicht nur ich selbst habe während der Lektüre in meiner Ansicht geschwankt, auch im Club gingen die Meinungen sehr auseinander. Die Gründe dafür ließen sich nicht wirklich finden, das angeführte Argument, die Meinungen seien geschlechtsabhängig, Männer würden es mögen, Frauen nicht, kann ich nicht gelten lassen, auch wenn die Verteilung im Club genau so war. Aber eine "Studiengruppe" von 6 Personen ist nun mal nicht repräsentativ und es gibt keine Basis für die Annahme.
Coles Buch ist ein sehr intellektuell geschriebenes Buch, teilweise sehr interessant. Es ist auch ein Stadtroman über New York, teilweise sehr reizvoll. Aber es ist auch ein Buch ohne roten Faden, es eiert rum, ist zu voll gepackt. Hier sollte Können auf Kosten einer Aussage unter Beweis gestellt werden.
Noch dazu ist der Protagonist ein sozial gestörter, eitler Angeber, was das Ganze anstrengend macht.
Es ist also beleidigend zu sagen, Frauen würden das Buch nicht mögen, weil es keine "Liebesgeschichte" hätte, obwohl es doch einfach nur interessant sei. Es ist aber ebenso beleidigend zu sagen, Männer würden das Buch mögen, weil der Protagonist nach ihrem Geschmack sei. Also läuft diese Diskussion ins Leere.

Hier nun also die TOP FIVE:

5 – Sweet Caress / The last friend (kann mich nicht entscheiden)
4 – Home
3 – Bis ich Dich finde
2 – Schloss Gripsholm
1 – Schloss aus Glas