Mittwoch, 27. Juni 2018

Waiting for world cup... oh, schon rum


Gestern Abend in Alt-Ginnheim….
Ich besuche eine Freundin um gemeinsam Fussball zu schauen. Kurz bevor wir den Biergarten erreichen, offenbart sie mir, dass er von Kroaten geführt wird. Das ist einerseits gut, weil dann ganz sicher das Spiel von Kroatien gegen Island gezeigt wird, andererseits schüchtert es mich ein. „Aber wie soll ich mich denn dann freuen?“ frage ich sie mit unerschütterlichem Optimismus und ziehe verängstigt meinen Ärmel runter. Am Handgelenk trage ich eine Devotionalie der isländischen Mannschaft. Etwas, wozu ich sonst nicht neige. Da sieht man, wozu einen ein starkes Sympathiegefühl bringen kann. Das Ding ist ein Überbleibsel aus dem Islandurlaub, der erst eine gute Woche zurück liegt. Die Freude, der Stolz, der Wille der Isländer…, der unmittelbare Eindruck davon vor Ort wabert noch in mir fort. Ich trage das Armband als Glücksbringer. Auch etwas, wozu ich sonst eher nicht neige: Aberglaube. Mir bleibt nur leider nichts anderes, womit ich helfen könnte und Glück können die Isländer gebrauchen.
Der Biergarten ist in zwei Bereiche aufgeteilt, in einem läuft das Spiel Argentinien-Nigeria, dort ist es voll. In dem anderen Bereich sind nur vier Tische besetzt und wir setzen uns dorthin. Beim Tor der Isländer vergesse ich kurz mich und wo ich bin und sehe mich verunsichert um. Aber es wird klar: An drei der vier anderen Tische sitzen Island-Anhänger. Sogar eine Isländerin ist dabei. Áfram! ruft sie.
Erleichtert will ich einen Schluck von meinem Bier nehmen. Ein paar Fliegen umschwirren es und ich bin versucht, meinen Arm zu heben. Sind aber keine isländischen Fliegen.

Kürzlich in Island…
Am Solfatarenfeld Námafjall versuche ich zumindest den Mund geschlossen zu halten, wenn es mit den Ohren schon nicht gelingt. In die finden munter ständig die hier ansässigen lästigen Fliegen ihren Weg. Verschließen würde ich die Ohren am liebsten aber auch, weil vor mir eine Gruppe Amerikanerinnen läuft, die aufgrund der vielen Fliegen hysterisch kreischt und schon den Tränen nahe ist. Beides ist in dieser Situation nicht zuträglich. Die Fliegen mögen offene Münder und Körperflüssigkeiten. Den hektisch wedelnden Damen kommt bald eine andere Touristengruppe entgegen, von denen jeder einzelne einen Arm nach oben streckt. Sieht zumindest für mich nach deutschem Gruß aus und ich bin mehr als befremdet. Die Amerikanerinnen finden das trotz der belastenden Fliegensituation sehr komisch und geben das lautstark zum Ausdruck. Ein Herr aus der Gruppe erklärt schließlich, dass die Fliegen immer den höchsten Punkt anfliegen und wenn das der erhobene Arm ist, sind die Körperöffnungen sicher. „We’re not idiots“ fügt er hinzu und geht. Die nun die Arme nach oben reckenden Frauen vor mir laufen kreischend weiter. Nun kreischen sie allerdings vor Amazement, weil die Fliegen sie in Ruhe lassen.


  
Gestern Abend in Alt-Ginnheim...
Im Biergarten wünsche ich mir, ich könnte den Arm heben und die Kroaten würden die Isländer in Ruhe lassen. Stattdessen machen sie noch ein Tor.

Heute, offenbar in einem schlechten Traum während des Mittagsschlafs...
Die deutsche Selbsthilfegruppe, die vergessen hat, ihr Sanostol zu nehmen, ist ausgeschieden. Zum ersten Mal in der WM-Geschichte bereits in der Vorrunde.
So wie Island. Die allerdings zum ersten Mal in der WM-Geschichte überhaupt dabei waren, kein Weltmeister sind, keine Hybris zeigten und also eindeutig besser dabei wegkommen.
Könnte mich bitte jemand aufwecken, vielleicht mit einem herzhaften Húh?





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