Montag, 22. Oktober 2018

Herrliche Bäume, selbstverherrlichende Bilder und vorherrschende Ohrwürmer


Eigentlich hätte am vergangenen Samstag das quartalsmäßig stattfindende FOFL begangen werden sollen, aber es kamen leider weiterbildende Tätigkeiten diverser Art und Teilnehmer dazwischen. Dabei ist FOFL natürlich auch weiterbildend und deshalb gilt: Aufgeschoben ist nicht auf aufgehoben. Es wird dieses Jahr auf jeden Fall noch ein FOFL geben, vielleicht sogar zwei (inklusive Winter/Weihnachts-Special). Stay tuned.

Erst einmal aber gilt es diesen schönen goldenen und milden Herbst zu genießen, solange er anhält. Die Farben verleiten mich permanent dazu, sie fotografisch festzuhalten. Aber mit leuchtendem Herbst ist es wie mit Sonnenuntergängen. Es sind beides Ereignisse deren Stimmung im Bild nur eingeschränkt vermittelt werden kann. Die Bilder sind schön, entlocken uns vielleicht sogar Ahs und Ohs, aber sie haben leider auch ein hohes Maß an Austauschbarkeit. Die meisten nutzen sich schnell ab und werden nur kurz konsumiert (Ah, Oh und weg). Glücklicherweise gilt das nur für das Abbild, nicht für das Ereignis selbst.

Hinsichtlich Sonnenuntergänge und Herbstfarben empfiehlt sich einerseits: Lieber genießen, anstatt zu fotografieren. Denn das Abbild, für dessen Anfertigung man das Ereignis oft halb verpaßt, schaut man hinterher kaum noch an. Das Abbild ist nur der bedingt erfolgreiche Versuch, die Schönheit zu konservieren. Könnte man sich eigentlich schenken. Aber andererseits:

Diese Farbenpracht verdient Anerkennung! Man sollte so einem Baum auch zeigen, dass er toll aussieht in seinem rotglühenden Blätterkleid. Das goldene Laub, das sich um den Baumstamm ins noch grüne Gras legt und zu den an den Ästen sich noch haltenden, leuchtenden Geschwistern emporblickt, sollte mit einem Schnappschuss wertgeschätzt werden. Auch das bunte Laub auf dem grauen Asphalt darf für seine Kontraste bewundert und abgelichtet werden.
Ich jedenfalls wünschte, die Kamera würde öfter zur Anerkennung von herbstlicher Schönheit statt zur Selbstdarstellung verwendet werden.
Indian Summer statt Influencer. Stimmung statt Selfies. Kastanien statt Kommentare. Laub statt Likes. Foliage statt Follower. (Wenn Ihr meine Herbstbilder sehen wollt, folgt mir auf Instagram!!)

Lange Rede, gar kein Sinn. Zurück zum FOFL.
Der eigene Soundtrack im Kopf läßt sich bekanntlich nicht immer steuern. So viele poetische Liedzeilen gibt es, so viele schöne Melodien dazu. Und was habe ich bei all der anerkennend wahrgenommenen und abgebildeten Herbststimmung im Kopf?

"Fallen leaves" von Billy Talent.
Es mag Schlimmeres geben (gibt es eigentlich fast immer), aber das Lied ist weder besonders poetisch, noch besonders melodiös. Noch dazu ist der Liedtext nicht einmal wirklich herbstlich, sondern nur metaphorisch. Es hat aber diesen sehr repetitiven Refrain:

Fallen leaves
fallen leaves
fallen leaves
on the ground

Der sich natürlich genau aufgrund seiner Einfachheit so schön im Kopf festsetzt. Ob man will oder nicht.
Kurzzeitige Erfolge im Kampf mit meinem auditorischen Cortex konnte ich mit den Queens of the Stone Age erzielen ("Fallen leaves realize they are no friend of autumn"). Aber die Melodie war zu komplex und die Vorherrschaft schnell wieder vorbei. Sobald ich nun raschelnd durch Herbstlaub schreite, schreit mich Billy Talent wieder an. Es ist zum Schreien.
Damit ich nicht erst erlöst werde wenn "der Winter naht", durch die Titelmelodie von Game of Thrones oder durch Bing Crosby, bitte ich um Anregung. Vorschläge zum Kompilieren eines Herbst-Soundtracks werden dankbar entgegen genommen.

 (moodboard)

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