Mittwoch, 14. November 2007

Sicherheitshalber aufgehalten

Wieso schreiben die vom Reisebüro einem auf den Reiseplan, dass man bis 9:05 Uhr einchecken soll, da der Flug um 9:45 geht, ohne einen darauf hinzuweisen, dass da die Sicherheitskontrollen zeitplantechnisch nicht berücksichtigt sind?

8:15 Uhr komme ich am Flughafen an, die Frisur sitzt, der Schal fusselt, ich habe leichtes Handgepäck auf dem Rücken (also quasi Rückengepäck) und suche den Automaten auf, der mir anhand meiner Buchungsnummer das Ticket ausspuckt. Einsteigzeit=9:10 steht drauf – das ist aber knapp bemessen, wenn man bis 9:05 einchecken können soll, denke ich noch...

8:20 Ich begebe mich zu Terminal 1B, das nicht grad um die Eck is.

8:27 erreiche ich die Sicherheitskontrollen. Sind extrem gut besucht. Vor mir ca. 300 Reisende aufgeteilt auf 6 Schlangen. Mir wird warm. Mein Schal darf im Rucksack alleine weiterfusseln und ich nutze die Wartezeit um Fusseln von meinem Mantel zu picken.

8:34 Vor mir schiebt sich ein Ehepaar mittleren Alters in der Schlange vorwärts, vielmehr geht es wegen ihnen nicht so recht vorwärts. Der Frau fallen die Tickets aus der Hand, welche über den glatten Boden irgendwohin schliddern, von wo sie nicht so ohne weiteres wieder herzuholen sind. Währenddessen und auch noch danach, insgesamt drei Mal, lässt der Mann den Griff seines in Schrägstellung befindlichen Rollköfferchens los, welches schwerkraftsgemäß umkippt. Drei Mal bückt der Mann sich in Zeitlupe danach.

8:49 Die Frau öffnet ihr Handgepäck und lässt eine Sicherheitskontrolleurin, die gerade die Schlange in ihre Schranken weist, einen Blick reinwerfen und erhält scheinbar zum ersten Mal in ihrem Leben Informationen dazu, wie sich das so mit der Mitnahme von Flüssigkeiten verhält. Die Frau fällt aus allen Wolken (noch bevor sie fliegt). Wie kann das bitte an einem vorbeigehen??

8:54 Das Ehepaar löffelt schnell noch die Joghurts, die es nicht mit an Bord nehmen darf.

8:58 Endlich bin ich dran und ziehe mich halb aus (wurde dazu aufgefordert). Anschließend begebe ich mich schleunigst zur Passkontrolle (angezogen).

9:02 Offenbar gerate ich an den Schalter mit dem Polizei-Azubi, es geht jedenfalls nicht voran. Zwischen zwei Pässen, über denen er jeweils einnickt, puhlt er sich zwischen den Zähnen und starrt Löcher in die Schlange vor sich.

9:08 Die Schlange schimpft, ich auch, der Polizei-Azubi zuckt mit keiner Wimper. Mit einer Schnelligkeit die mich an die Supermarkt-Kassiererinnen in Italien erinnert (die scheinbar vom Marktleiter gezwungen werden, die Barcodes auf den zu scannenden Artikeln erst auswendig zu lernen) dreht und wendet er jeden Pass (auf der Suche nach dem Barcode).

9:17 Die Frisur hat schon gelitten, mir stehen die Haare quasi zu Berge. Ich erreiche das Gate, bzw. die zweite Sicherheitskontrolle. Erneut muss ich mich halb aus und an anziehen.

9:22 Ich entdecke meinen Kollegen, der inzwischen fast allein am Gate ist, denn das Boarding läuft schon. „Sie machen es aber spannend.“ Sagt er und wir quetschen uns in den Shuttlebus.

9:26 Der Bus parkt vorm Flieger, aber die Türen bleiben (kleines Klaustrophobie-Experiment) noch 5 Minuten geschlossen. Ich reise plötzlich nicht mehr mit leichtem sondern sehr schwerem Hand- äh Rückengepäck. Das Warten produziert gefühltes Mehrgewicht.

9:31 Nach Alkohol riechende Russen (?), Letten (?) stürmen den Flieger, ich mit. Scheiß auf die Frisur. Ich verstehe kein Wort mehr um mich rum.

9:39 Der Lette auf dem Sitz neben mir beschäftigt sich mit einer Art Ornamentzauberwürfel (erfolglos) und pufft mir dabei ständig seinen Ellbogen in die Seite (erfolgreich).

9:47 Wir fliegen, ich bekomme ein Käsebrötchen und Tee und lese Tolstoj und alles ist gut. Ich bin ja so leicht glücklich zu machen...

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