Freitag, 18. November 2022

Märchenstunde - Das 25. FOFL

Seit das Motto "Story" für dieses FOFL feststand, ging mir folgende Liedzeile durch den Kopf:
Sorry, kein Bock auf deine Story 
Geh' zu 'ner Parkuhr, kost' zwei Mark nur

So ein Motto ist Auslegungssache und es hätte durchaus sein können, dass nicht jeder ein Lied wählt, das eine Geschichte erzählt, sondern eine andere Assoziation zu "Story" herstellt. Der oben zitierte Song von den Beginnern war aber keiner der Beiträge. Stattdessen gab es tolle Geschichten und auf die hatten wir auch Bock.

[Links wie immer in den Titelzeilen]

Ein Provinz-Redneck mit Geldsorgen und zuviel Zeit zum Nachdenken dreht durch und dezimiert siene Familie erst um eine Tochter und schließlich um sich selbst. Eine Mörderballade im traditionellen, jahrhundertealten Stil, unter Mitwirkung des berühmten Bluegrass-Banjospieler Tony Trischka.
 
I gave her a push, I gave her a shove
I pushed with all my might, I pushed with all my love
I threw my child into a bottomless pit
She was screaming as she fell, but I never heard her hit
She was screaming as she fell, but I never heard her hit
Gather round, boys, to this tale that I tell
You wanna know how to take a short trip to Hell?
It's guarenteed to get your own place in Hell
Just take your lovely daughter and push her in the well. 

  
Prince - The Ballad of Dorothy Parker (1987)
Die Geschichte erzählt von skurrilen Dingen, wie sie sonst nur im Traum vorkommen und die Musik klingt ein wenigimprovisiert. Beides stimmt. Beim Aufwachen wollte Prince das soeben Geträumte möglichst schnell krativ umwandeln, fuhr ins Studio, das noch nicht technisch für ihn vorbereitet war und jammte mal eben diese Ballade dahin.

Well, earlier I'd been talkin' stuff in a violent room
Fightin' with lover's past
I needed someone with a quicker wit than mine
Dorothy was fast
Well, I ordered: "Yeah, let me get a fruit cocktail, I ain't too hungry"
Dorothy laughed
She said, "It sound like a real man to me (You're kinda cute)
You're kinda cute, you wanna take a bath?"
(Do you wanna, do you wanna?) Bath?
Oh, I said, "Cool, but I'm leavin' my pants on (what you say?)
'Cause I'm kinda goin' with someone"
She said, "Sound like a real man to me


Eine Boy-meets-Girl-Story. Boy ist wesentlich älter, Girl in dem Alter, auf dem Boy hängen geblieben ist. Nur der gemeinsame Hund hat Einblick in die Beziehung und glaubt sie funktioniert. Girl entwickelt sich weiter, Boy leider nicht. Girl entledigt sich ihrer häßlichen Zehenringe und geht ihren Weg. Boy verkauft seine Gitarre und wird Bedienkraft. Was aus dem Hund wurde, weiß man leider nicht.

Jennifer left for school up in Boulder
And the Ess-dog came to visit when he could
But the strain was too much
They could not make up for distance
And the distance between their years
Neither one listens
To "Brothers In Arms"
The Ess-dog waits tables
And he sold his guitar
Jenny pledged Kappa and she started pre-law
And off came those awful toe rings

 
Stephen Malkmus - The Hook (2001)
Die Geschichte einer Piratenkarriere: Junge wird aus der Familie gerissen und von Piraten entführt, integriert sich stockholm-syndrom-mäßig an Bord in die Mörderbande, macht sich einen Namen und wird schließlich Kapitän vom ganzen unschönen Bums. Das lässt sich schön als Parabel lesen, etwa: Sohn von Tycoon wird zu jahrelanger Ausbildung von zuhause fortgeschickt, in die kapitalistische Tretmühle gezwungen, umgedreht und folgt den skrupellosen Fußstapfen seines Vaters...

At age 19 I was kidnapped by turkish pirates
Mediterranean thugs
After some torture they considered me their mascot
Cypriotic good luck
I had to taste the deck and many other things
I had to pay the piper with my wedding ring
And I would never see my family again
By 25 I was respected as an equal
My art was a knife
On countless raids I was the first one up the lanyard
Yeah I was seeking a fight
 
Ween - Buenas tardes amigo (1994)
„Cain kills Abel“-Mörderballade mit Ennio-Morricione-Melodie, vermeintlich aus Mexico, wie der Akzent, mit dem sie gesungen wird, uns glauben machen will. (Gilt sowas inzwischen eigentlich auch als diskriminierend?). Eifersüchtiger Bruder tötet Mama's Liebling und schiebt es einem anderen in die Schuhe, der aus Gründen der Vergeltung ebenfalls sterben soll. Die Mutter und ein ganzes Dorf wird hinters Licht geführt, die Wahrheit erfährt nur der zu Unrecht Beschuldigte kurz vor seinem Ableben. Und natürlich wir Zuhörer.
 
You, you look like my brother
Mama loved him the best
He was head honcho with the ladies
Mama always said he was blessed
The village all gathered around him
They couldn't believe what they saw
I said it was you that had killed him
And that I'd find you and upstand the law
The people of the village believed me
Mama, she wanted revenge
 
Zu Beginn warnt der Erzähler (Raconteur!): Niemand versteht diese Geschichte und es kommt darauf an, von wem man sie hört. (Anspielung auf "Ask the Milkman" von den Pickens County Bandits, das eine andere Seite der Story liefert.) Es bleibt unklar, wer mit wem was hat und wer von wem ist. Der junge Billy sieht den Freund seiner Mutter im Suff einen Priester prügeln und da er den Geistlichen für seinen Vater hält, macht er daraufhin dem Schläger mit einer Milchflasche den Garaus. Sein kleiner Bruder singt beschwipst dazu und trägt den Hut des Milkman. Lalala. Reminiszenz an traditionellen Appalachian Folk.

I'm not sure if there's a point to this story
But I'm going to tell it again
So many other people try to tell the tale
Not one of them knows the end
It was a junk-house in South Carolina
Held a boy the age of ten
Along with his older brother Billy
And a mother and her boyfriend
Who was a triple loser with some blue tattoos
That were given to him when he was young
And a drunk temper that was easy to lose
And thank god he didn't own a gun


Märchenstunde zuende. Gute Nacht.

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