Mittwoch, 24. April 2024

Auf die Freundschaft - das 33. FOFL


Das 33. FOFL hatte ein Motto. Schnaps hätte sich angeboten, gibt auch genug Lieder, in dem es ums Trinken geht, aber das mit der Schnapszahl ist mir erst jetzt aufgefallen. Zum Glück! Denn sonst wäre uns ein sehr interessantes, sehr ergiebiges FOFL zum Thema Freundschaft entgangen.

Acht Lieder führten zu angeregten Gesprächen - oftmals weniger über die Texte an sich, als zu dem jeweiligen Aspekt von Freundschaft, den sie thematisieren. Es gab kritischen Diskurs, es wurden persönliche Erfahrungen geteilt und es wurde viel gelacht. That's what friends are for. Aber das ist auch, wofür die Kunst (im besten Falle) da ist: Fragen aufwerfen, Anstöße geben, Freude bereiten. Wunderbar.

[Links wie immer in den Titelzeilen]

Von wegen Lisbeth - Sushi (2016)
Wie nah ist man Bekannten oder Freunden, deren Leben man primär im What's App-Status verfolgt? Ist das Mitteilen von Vorteil, um zu wissen, was die anderen so machen? Und weiß man deshalb, wie es ihnen geht? Will man wirklich sehen, was eine Person, die im Adressbuch schlummert, mit der man aber nichts weiter zu tun hat, so treibt? Ist man neugierig oder genervt? Und wie authentisch ist eigentlich das Präsentierte? Bloß Hochglanzalltag? Wer teilt schon sein Normalodasein?

Komm, beweis' mir, wie viel du lachst
Und dann zeig' mir dein Essen, was du machst
Deine Füsse sind am Meer
Du bist in love mit deinen neuen Nike Air
Komm, erzähl' mir von New Yorker Taxis
Oder mach' Mädelsabend mit den Schatzis
Bei dir zu Hause, um zwanzig Uhr
Ich geh' mal eben von der Küche in 'n Flur
Lina, ich will dein Sushi gar nicht sehen
Warum ist dein Leben so prima?
Und du immer so wunder-wunderschön?
 
Einerseits eine Elegie, andererseits eine Ode an die Freundschaft, des Weiteren eine vielfach zum Einsatz kommende Sporthymne. Der Bassist der Band hatte in den 80er Jahren reihenweise Verluste zu beklagen und widmete den Song seinen verstorbenen Freunden. Wenige Jahre später starb er selbst und eine Neuaufnahme des Liedes wurde wiederum ihm gewidmet. Wegen des Bro-Faktors und des stadiontauglichen Mittelteils (Whooooa-ohhh-ohhh-ohhhhh) fand das Lied schließlich Einzug in die Fankultur.

To all my friends, present past and beyond
Especially those who weren't with us too long
Life is the most precious thing you can lose
While you were here, the fun was never ending
Laugh a minute was only the beginning
Canton, Colvin, Nichols, this one's for you
Ever get the feeling you can't go on
Just remember whose side it is that you're on
You've got friends with you 'til the end
If you're ever in a tough situation
We'll be there with no hesitation
Brotherhood's our rule we cannot bend

Gemeinsam einer Sache auf den Grund gehen und Lösungen zu finden - auch das kann Freunde zusammenschweißen. Wir hatten ordentlich zu rätseln bei diesem Text, der das Leben feiert und den Zusammenhalt preist - aber eben auf Kölsch. Eine "Tüte Wing" ist ein Tetrapak Wein, "ming Jitta" ist meine Gitarre. Satz des Abends: Alle Kölner nuscheln. Aber in Köln hat man trotzdem gute Laune und dieses Lied will sie verbreiten, ein Freundschaftsdienst eben.

Ne Tüte Wing üs Plastikbecher
Et Bier es zimmerwärm
Danze mir op de Dächer
Un luure uns de Sonnopjangk aan
Nix he bes op uns
Un die Sonn, Mond un Stääne
Ming Jitta un ding Stimm
Sin die schönste Symphonie
Mer fiere et Levve
Dat hält uns zosamme
Dat weed uns keiner nemme
Mer fiere et Levve
Dat weed niemols verjonn

Eher selten kommt es im FOFL-Protokoll vor, dass der zitierte Liedtextauszug dem kompletten Text entspricht. Viel gibt er nunmal nicht her, aber eben das Wichtigste. (Das Lied erfuhr sogar 1967 eine Neuauflage in einer Version für die Fernsehlotterie. Das Video dazu sollte man sich aufgrund der unglaublichen Dynamik zwischen den Fußballfreunden unbedingt ansehen: hier.)
Achtung, Freunde, das Lied ist ein fieser Ohrwurm. Oder wie der Kaiser sagen würde: "We call it a Klassiker."
 
Gute Freunde kann niemand trennen
Gute Freunde sind nie allein
Weil sie eines im Leben können
Für einander da zu sein
Laß doch die andern reden
Was kann denn schon geschehn
Wir wollen heut und morgen
Nicht auseinander geh'n
Gute Freunde kann niemand trennen
Gute Freunde sind nie allein
Weil sie eines im Leben können
Für einander da zu sein
Glück kannst du leicht vertragen
Wenn dir die Sonne scheint
Aber in schweren Tagen
Da brauchst du einen Freund

 
Ein anderer Klassiker: F.R.I.E.N.D.S. ! Es war die Serie der Neunziger. Nachdem R.E.M. (trotz der gleichen Vorliebe für Majuskeln) abglehnt hatten, dass "Shiny happy people" als Titelmelodie verwendet wird, wurde eine neue geschrieben und von der einzigen bei Warner Bros. verfügbaren Band aufgenommen. Nachdem die Serie das Lied zu einem Hit gemacht hatte, wurden zwei Strophen ergänzt. Die essentiellen FOFL-Fragen waren: Kennt das Lied nicht jeder? Muss man die Serie gesehen haben? Warum hat Jennifer Aniston ihr Leben lang quasi die gleiche Frisur? Wer ist Jennifer Aniston? Und was bedeutet DOA*?

So no one told you life was gonna be this way
Your job's a joke, you're broke
Your love life's DOA
It's like you're always stuck in second gear
When it hasn't been your day, your week, your month
Or even your year, but
I'll be there for you
(When the rain starts to pour)
I'll be there for you
(Like I've been there before)
I'll be there for you
('Cause you're there for me too)

Etwas ist in Schieflage, aber wird nicht ausgesprochen. Obwohl man befreundet ist, gibt es Konkurrenzverhalten. Die Basis, dass man sich seit Kindheitstagen kennt, hält der Tatsache, dass man sich in verschiedene Richtungen entwickelt hat, nicht stand. Eigentlich ist man nicht mehr wirklich nett zueinander, auch wenn man trotzdem noch zusammen Spaß haben kann wie früher. Freundschaften können sich manchmal merkwürdig entwickeln, unecht und ungesund werden. Wie geht man damit um? Reden, wenn man denn miteinander reden kann. Und wenn nicht? Manchmal ist es dann vielleicht sogar besser, eine Freundschaft aufzugeben.

I can't wait to get away from you
Unsurprisingly, you hate me, too
We only communicate when we need to fight
But we're best friends, right?
You're too good at pretending you don't care
There's enough resentment in the air
You don't want me in the flat when you're home at night
But we are best friends, right?
You're Stephanie and I'm Paulette
You know what all my faces mean
And it's easy to smoke it up, forget
Everything that happened in between

Noch ein Text, der sich in voller Länge zitieren lässt, weil er gar nicht so lang ist. Aber es kommt nun mal nicht auf die Länge an. Gute Freunde kann niemand trennen, aber gute Freunde muss man eben auch erstmal finden. Gar nicht so leicht, wenn man introvertiert bis schüchtern ist, nicht der große Kommunikator oder Networker. Man traut sich nicht und ehe man sich's versieht, sind die Chancen verpasst und Freundschaften nicht geschlossen. Ob es in der heutigen Zeit mit sozialen Netzwerken für Introvertierte einfacher ist, als 1988? Vielleicht können sich Zurückhaltende nun leichter vernetzen. Oder es kommt zu der Situation von Lied 1 (siehe oben).

Here I sit so fucking shy
Wondering what's going through your mind
Or what you're even like
As time ticks quickly by
A life so short, incomplete
So many people I'd like to meet
Feeling awkward, afraid
Potential friends I could've made
Why do we keep to ourselves
And not dare to leave our fucking shells
Let our feelings and emotions blend
We could be the best of friends

Was muss man bei Freunden tolerieren? Was tun, wenn sie gequirlte Scheiße von sich geben? Nicht die, die man zur Seite wischen kann (sehr bildlich gesprochen), sondern die, die zum Himmel stinkt (um es olfaktorisch zu veranschaulichen). Auch bei den eigenen Freunden kann es zu inakzeptablem Verhalten kommen und das ist sehr bitter. Man geht davon aus, dass man die gleichen Werte hat und schaut plötzlich in Abgründe. Es gibt Grenzen, auch unter Freunden. Im besten Fallen wächst man an ihnen, gemeinsam.

It was the loveliest party that I've ever attended
If anything was broken I'm sure it could be mended
My head can't tolerate this bobbing and pretending
Listen to some bullet-head and the madness that he's saying
This is where the party ends
I'll just sit here wondering how you
Can stand by your racist friend
I know politics bore you
But I feel like a hypocrite talking to you
You and your racist friend

 

Vielen Dank für den schönen Abend, Freunde.


*DOA = dead on arrival

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