Montag, 8. Juni 2020

FOFELF

Toter als ein Ölfass geht es kaum. Wer ist hier minderjährig? Skandal um Rosie gab es nicht nur in München. Ist "show the ferret to the egg" nur eine weitere Umschreibung für Beischlaf wie er aus dem Lied der Bloodhound Gang stammen könnte (s. First FOFL)? Das sind Fragen und Weisheiten, auf die man beim Fofln so kommt.

The Jam - Eton rifles (1979)

Punk geht nicht immer nur gegen die Privilegierten, wie sie hier durch die (früher wahrscheinlich mal schlagende) Verbindung Eton Rifles symbolisiert wird. Er kann seine Kritik auch gegen die mangelnde Solidarität von Gruppen richten, die eigentlich im Feindbild geeint sein sollten und doch auch untereinander gespalten sind. Radikale Hetzer die einen Kampf anzetteln, aber deren Gesinnung nicht ausreicht, um ihn auszuführen; Jungs, die sich von und für die Sache mitreißen lassen und am Ende die Loser sind. Denn die studentische Verbindung ist immer noch schlagkräftig und ihnen auch geistig überlegen. Eine doppelte Schmach. Schöpfer Paul Weller war übrigens not amused als David Cameron einst von den nostalgischen Erinnerungen an seine Zeit auf dem Eton College schwärmte, die er mit Lied verband, denn der Musiker wollte ja keine Hymne auf die Upper Class liefern.  Dass das Lied die Eton Rifles aber nicht wirklich schmäht, sondern sie schlicht als Gewinner darstellt, mag Camerons Ignoranz halbwegs entschuldigen.

What a catalyst you turned out to be,

Left me standing, like a guilty schoolboy.
We came out of it naturally the worst.
Beaten and bloody and I was sick down my shirt.
We were no match for their untamed wit,
though some of the lads said they'll be back next week.
Hello-hurrah, there's a price to pay to the Eton rifles.
Hello-hurrah, I'd prefer the plague to the Eton rifles.

The Stranglers - Peaches (1977) 
Aus derselben Ära wie das letztgenannte Lied stammt auch dieser Hit der Punkrock-Band The Stranglers, die zu diesem Zeitpunkt bereits genervt davon waren, dass Punk zunehmend p.c. wurde und das Establishment nicht mehr aufzurütteln vermochte. Um jegliche Muster aufzubrechen und weiterhin nonkonform anzuecken, tränkten sie ihren bassgetriebenen Song mit Reggae-Tönen und lasziven Textzeilen. Prompt wurde der Song aus dem Radio verbannt (bis er später textlich entschärft wurde), weil der Begriff für einen französischen Badeanzug (Clitares) zu sexualisiert klang und mit Pfirsichen eben eindeutig Vag1nen gemeint waren. Immer wieder schön, dass zwar nicht unbedingt anspruchsvolle aber trotzdem coole Songs entstehen, wenn man schlicht eines ist: Dagegen!

Well, there goes another one just lying down on the sand dunes
I'd better go take a swim and see if I can cool down a bit
'Cause you and me, woman
We got a lotta things on our minds (You know what I mean)
Walking on the beaches looking at the peaches
Will you just take a look over there
Is she trying to get out of that Clitares?
Liberation for women
That's what I preach (preacher man)
 
Fiona Apple - Under the table (2020)
I would beg to disagree but begging disagrees with me. Eine Zeile, die sich vielleicht ein klein wenig zu oft durch das Lied zieht, aber nun, gelungene Zeilen dürfen ruhig wiederholt werden. Womit die Sängerin hier eindeutig nicht einverstanden ist, ist die Situation, in die sie von und bei ihrer Verabredung gebracht wird. Bei einem snobistischen Abendessen, zu dem sie von vornherein gar nicht gehen wollte und bei dem sie ihren Unmut über die bereits befürchteten Prahlereien nicht zurückhalten kann, würde ihr Galan sie gerne zum Schweigen bringen und offenbart dabei sein wahres, nicht sehr nettes Ich, das hauptsächlich mit den Füßen kommuniziert: Er trampelt rücksichtlos auf Menschen herum, tritt seine Freundin unterm Tisch und geht vielleicht sogar über Leichen.
 

I'd like to buy you a pair of pillow-soled hiking boots
To help you with your climb
Or rather, to help the bodies that you step over, along your route
So they won't hurt like mine
Kick me under the table all you want
I won't shut up, I won't shut up 
And if I don't wanna go, leave me alone, don't push me
Cookie, don't push me, don't push me
If you get me to go and I open my mouth
To the fucking mutton they are talking about
You can pout, but don't you, don't you, don't you, don't you, don't you shush me

Fleetwood Mac - Don't stop (1977) 
Viel zu interpretieren gibt es bei diesem Lied nicht, es sagt quasi was es denkt. Ganz unverhohlener Optimismus: Lächle, morgen wird alles (noch) viel besser sein!
Ungewöhnlich daran ist, dass das Lied das Produkt einer Trennung ist. Christine McVie schrieb es, nachdem ihre Ehe mit John McVie gescheitert war. Die musikalische Verarbeitung von Trennungen klingt selten so fröhlich, so nach vorne schauend und wohlwollend: never meant any harm to you! Weil der Text ansonsten aber relativ allgemein gehalten ist, lässt er sich auf mehr als nur auf zwischenmenschliche Beziehungen übertragen. So wurde er zum Beispiel von Bill Clinton in dessen Wahlkampagne eingesetzt.
Außerdem ist das Werk ein Spitzen-Karaoke-Song!
 

If you wake up and don't want to smile,
if it takes just a little while,
open your eyes and look at the day,
you'll see things in a different way.
Don't stop thinking about tomorrow.
Don't stop, it'll soon be here.
It'll be here, better than before.
Yesterday's gone, yesterday's gone.

Aldous Harding - The barrel (2019) 

Selten gab es beim FOFL derart kryptische Lyrics zu besprechen - eine so harte Nuss! Laut der Dichterin dieses Textes sind jedoch wir das: die Nuss. Das immerhin ist eindeutig. Ob wir im Fruchtwasser schwimmen und auch so ziemlich alles andere bleibt jedoch fraglich. Wofür steht das barrel? Wer hat eine Taube und warum? Ist das ganze nur eine Aneinanderreihung von (Traum)Bildern und hat nicht mehr Tiefgang als "Hurz"? Bei shell und barrel kamen alberne Gedanken an die Ölindustrie auf , bei dove sogar an Duschgel (was unfreiwillig komisch ist in Kombination mit not getting wet!). 
Aber nein, wir waren uns einig, dass es um Liebe geht, um Bereitschaft - gegenüber einem Mann und/oder  einem Kind. 
Man glaubt es kaum, aber etwas klarer wurde es beim Ansehen des eigentlich verstörenden Videos. Das Lied könnte eine Kontemplation von Mutterschaft sein, das Erwägen des Kindes im Mutterleib, das Vorbereiten auf die Geburt oder einen Abbruch. Traurig die Vermutung, dass das Kind tot sein könnte, dass sie ihm niemals vorlesen, ihm keine Zöpfe flechten wird.
Wir werden es nie genau wissen, denn Aldous weigert sich verständlicherweise eine Interpretation ihrer Kunst zu liefern. Hat das Lied auch nicht nötig, es ist wunderschön ohne all das.
 

The wave of love is a transient hunt
Water's the shell and we are the nut
But I saw a hand arch out of the barrel
Look at all the peaches
How do you celebrate?
Can't appear inside of nowhere
It's already dead
I know you have the dove
I'm not getting wet
Looks like a date is set
Show the ferret to the egg
I'm not gettin' led along
I rushed in to hold down your page
And now I sleep 'side words you do not read with me

Paul Simon - Me and Julio down by the schoolyard (1972/1988) 
Das Lied klingt nicht nur nach Gummitwist, es gibt auch jede Menge davon in dem Video dazu zu sehen, welches allerdings erst 16 Jahre nach Erscheinen des Liedes gedreht wurde, als der Song mit der Veröffentlichung von Paul Simons Greatest Hits-Album ein Revival erfuhr. Obwohl kein Klartext sondern vielmehr um den heißen Brei geredet wird, schien zumindest uns eindeutig, dass die Mama Zeuge von sexuellen Handlungen wurde, die gegen das Gesetz sind, also entweder an oder von Minderjährigen. Wir wissen nicht, wie alt me and Julio sind. Vielleicht hängen sie am Schulhof rum, weil sie zur Schule gehen, vielleicht auch nur, weil dort junge Mädchen sind. Vielleicht ist Rosie eines dieser Mädchen oder vielleicht auch eher ein nicht mehr ganz so junges, leichtes Mädchen. Der Skandal um Rosie endet jedenfalls in Verfolgung, Festnahme, medialer Aufmerksamkeit und Freilassung.
Das mag dramatisch klingen, aber das Lied vermag bar jeglicher Problematik daher zu kommen und macht gute Laune. Gummitwist!
 

Oh what the mama saw, it was againts the law
Mama looked down and spit on the ground
Every time my name gets mentioned
The papa say, Oy, if I get that boy
I'm gonna stick him in the house of detention
Well I'm on my way
Idon't know where I'm going, I'm on my way
I'm taking my time, but I don't know where
Goodbye to Rosie, the Queen of Corona
Seeing me and Julio down by the schoolyard

 
Bis zum zwölften FOFL im siebten Monat!

1 Kommentar:

jens.froehling hat gesagt…

Mir ist noch eingefallen, dass barrel ja auch schlicht die Beschreibung des Bauchs einer schwangeren Frau sein könnte, bzw. the barrel der wahlweise "ulkige" oder bösartige Spitzname einer schwangeren Bekannten.