Donnerstag, 27. Februar 2025

In the year 2024 - Das 39. FOFL

Das Motto des ersten FOFL im Jahr 2025 lautete: 2024. Es standen also Lieder aus dem vorangegangenen Jahr auf der Agenda. Leider fiel ausgerechnet jenes FOFL-Mitglied, das das Motto gewählt hatte, krankheitsbedingt aus. Das Protokoll ist also speziell für P. Gute Besserung!

Neben jeder Menge Songs gab es jede Menge Spaghetti und jede Menge Spaß.

[Links wie immer in den Titelzeilen] 


Glücklich, wer sich nie so gefühlt hat. Allen anderen kann dieser Text den Trost liefern, dass sie nicht allein sind, auch wenn sie gerade in der Luft hängen oder aus einem Loch nicht heraus kommen. Da hilft kein gut gemeintes "Lach doch mal", nichts lässt einen sich einsamer fühlen als dieser dämliche Rat. Dann lieber festhalten an der Weisheit, dass jedem Dunkel ein Licht folgt.

I got a pretty face
But I'm dying slowly on the inside
Call my friends and tell them that I hate
The way they say
"Turn that frown right upside down"
Like it's that fucking easy to change my face
When I feel like this
I can't move my lips
Everything goes down, down, down, down
There's a flicker of light
There's always morning after the night

Klingt nach Beziehungsende. Aber ist ein Mensch von einem Menschen verlassen worden oder versucht hier eine künstliche Intelligenz eine emotionale Regung wie Enttäuschung oder Eifersucht zu begreifen, nachdem ein Mensch ihr das Interesse entzogen hat? Die etwas monotone Melodie und die süßliche Stimme unterstreichen den (möglicherweise subjektiven) Bot-Eindruck.

You ditched on my brilliant plans
And sold them to someone real
The mind is electricity
My mind is metal
I'm loaded on high tension, obsessional
The art of escaping from joy
Has bowled me over
Sometimes I miss redemption
Sweet power to you ...
Why does everything go wrong
When you end up caught between
Those lines so oblivious
Not simple like jealousy

Ein berührendes Duett über Freundschaft, Seelenverwandschaft, kreative Verbundenheit und persönliche Entwicklung. Geht ins Ohr, bleibt im Kopf. Zumindest in meinem. Seit Tagen: Pleurer dans sa voix. Pleurer dans sa voix. Schön.

Quand la solitude vient me rendre visite
J'ai pris l'habitude alors, alors de l'inviter
Il vient chanter pour moi
Me fait pleurer parfois
Souvent même si je n'étais pas là pour ça
Il me fait pleurer, ma foi
Si j'y retourne, c'est que j'aime ça
Pleurer dans sa voix

[Wenn die Einsamkeit mich heimsucht
habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht, ihn einzuladen
Er kommt und singt für mich
Bringt mich manchmal zum Weinen
Oft auch, wenn ich gar nicht da bin.
Er bringt mich zum Weinen, na ja,
wenn ich dem erneut zuwende, dann weil es mir gefällt
Tränen in seiner Stimme]

Hello there Zaho, it's your old friend Tom
I am very proud of the person you've become
Where I am weak, oh, you seem strong
See into your soul when I listen to your songs
I shut my eyes and I hear you sing
I feel the storm underneath my wings
And I know we'll be friends
Until the bitter end

Lalalala, die unüberraschende Hauptaussage eines üblichen Sommerhits ist "Es ist heiß" oder "Ich bin heiß", wahlweise "Ich bin cool". So auch hier. Das Lied erzeugt relaxte Cruising-Gefühle und nervende Narzissmus-Vibes gleichzeitig. Vielleicht ist das die eigentlich Kunst beim Schreiben eines Sommerhits. Der Hintergrund  - angeblich wurde der Text als Ausdruck unerfüllter Wünsche geschrieben, während die Sängerin sich einsam fühlte - macht den Text aber dann doch ganz nett.

Move it up, down, left, right, oh
Switch it up like Nintendo
Say you can't sleep, baby, I know
That's that me espresso
I can't relate to desperation
My give-a-fucks are on vacation
And I got this one boy and he won't stop callin'
When they act this way, I know I got 'em
Too bad your ex don't do it for ya
Walked in and dream-came-trued it for ya
Soft skin and I perfumed it for ya

Streiten um des Streiten willens. Konfliktfreudigkeit ohne Interesse an Konfliktlösung. Sprache als Waffe nutzen, nicht zum Verständnis. So findet man keinen Zugang zueinander. Man dreht sich im Kreis, da geht es rund - wie die Musik sehr schön wiederspiegelt. Es ist zum Schreien, wenn man ungehört bleibt.

Armistice, we never tried it
You're the soldier, I'm police
Listen baby, we can't deny it
You don't want to win this war, 'cause you don't want the peace
The word was weaponized, as soon as it had passed your lips
I am a gentleman, I refuse to show my gentleness
Fuck around and find out, the angry child recites this every day
The universe will pry out the truth which is you've got nothin' to say
In dreams, I scream piano, I softly reach the high note
The world don't recognize a singer who won't sing

The universe in a nutshell. Kürzer als bei Stephen Hawking, dafür mit Liebe. Stephen Hawking war ein Superhirn, hier haben wir ein Ziegenhirn. Es hatte wohl eine Erleuchtung, während es auf die Lavalampe starrte, nachdem es zu viel Gras gefressen hatte. Viel Text ist es nicht. Das hier ist kein Passage, das ist alles. Flow!

Universe
Reflections of mind
Eternal endless curse
Death and rebirth
Circular
Below as above
Vibrations made by love
Moments on earth
On rehearse
A trial of heart
Collective sense of loss
When we're apart 

 

Einen FOFLigen Frühling Euch allen! 🌼

Eure Penjelly

Samstag, 4. Januar 2025

38 in 24

2024 war ein gutes Lesejahr. Nicht weil ich besonders viel gelesen hätte, sondern weil ich so gute Bücher gefunden und genossen habe. Tatsächlich habe ich zwar auch relativ viele erwischt, die mir nicht zugesagt haben, aber auch das ist eine Erfahrung und außerdem wurde das gut ausbalanciert durch die Highlights! Hervorheben möchte ich unter anderem (ohne Ranking):

  • José Saramago - Blindness
  • Julie Otsuka - The buddha in the attic
  • Nicole Seifert - Einige Herren sagten etwas dazu  (Sachbuch)
  • Barbara König - Die Personenperson
  • Eva Baltasar - Boulder
  • Virginia Woolf - Flush 

Nicht empfehlen würde ich:
  • Paulo Coelho - Am Ufer des Rio Piedra saß ich und weinte 
  • Satoshi Yagisawa - Die Tage in der Buchhandlung Morisaki
  • Terezia Mora - Muna oder Die Hälfte des Lebens   
  • Genki Kawamura - If cats disappeared from the world
  • Mieko Kawakami - Brüste und Eier (DNF)


Die komplette Liste aus Gründen der Vollständigkeit (obwohl ich nicht sicher bin, dass sie vollständig ist, hab ständig das Gefühl, welche vergessen zu haben, vielleicht ist aber auch der Wunsch der Vater des Gedankens und ich will schlicht einfach mehr gelesen haben):

Yukio Mishima - Thirst for love
Jane Campbell - Kleine Kratzer
Kazuo Ishiguro - Never let me go
Zora Neale Hurston - Und ihre Augen schauten Gott
Alice Walker  - The color purple
Mikhail Bulgakov - The heart of a dog
Anne Enright - The Gathering
Eva Baltasar - Boulder
Virginia Woolf - Flush
José Saramago - Blindness
Simone Frieling - Mit den Augen einer Frau: Paula Modersohn
Adania Shibli - Minor Detail
Florian Wacker - Zebras im Schnee
Marieluise Fleißer - Ein Pfund Orangen
Kent Haruf - Plainsong
R.F. Kuang - Yellowface
Paulo Coelho - Am Ufer des Rio Piedra saß ich und weinte
Gaea Schoeters - Trophäe
Junot Diaz - The brief wondrous life of Oscar Wao
Genki Kawamura - If cats disappeared from the world
Julie Otsuka - The buddha in the attic
Thomas Mann - Herr und Hund
Gabriele Wohmann - Ein günstiger Tag
Nicole Seifert - Einige Herren sagten etwas dazu
Mieko Kawakami - Brüste und Eier
Ursula LeGuin - The word for world is forest
Barbara König - Die Personenperson
Satoshi Yagisawa - Die Tage in der Buchhandlung Morisaki
Anthony Doerr - Der Muschelsammler
Elizabeth Strout - Lucy by the sea
Hermann Hesse - Klingsor's letzter Sommer
Haruki Murakami - Kafka am Strand
Seishu Hase - Tamons Geschichte
Yoko Tawada - Akzentfrei
Aoko Matsuda - Where the wild ladies are
Terezia Mora - Muna oder Die Hälfte des Lebens
Andreas Neuenkirchen - Gebrauchsanweisung für Japan
Izumi Suzuki - Terminal Boredom

 

Auf in ein neues Lesejahr. Happy reading! 📖📚🧐

Freitag, 20. Dezember 2024

www - Das 38.FOFL

Winter - Weihnachten - Wünsche

So das Motto des Jahresend-FOFLs, das am letzten Wochenende stattfand. Leider mit Krankheitsausfällen, ausnahmsweise ohne Essen und gelegentlich am Motto vorbei (da sind wir nicht so), aber fantastisch festlich.

[Links wie immer in den Titelzeilen] 


Alles selbst gemacht, ja, klar. Klar wie Kaviar, dass wohl eher nichts von dem genannten Wohlstand wirklich erarbeitet wurde, sondern jemand mit einem goldenen Löffel im Mund geboren wurde, welcher keine Wünsche offen lässt und an dem mit einer Selbstverständlichkeit gelutscht wird, mit der man den seinen Reichtum unmöglich in eine realistische Relation setzen kann. "Alles selbst gemacht" - das Mantra wird einfach so oft wiederholt, bis man selbst ganz fest dran glaubt.

Dein Benz
Dein Haus
Dein Pool
Alles selbst gemacht
Alles selbst gemacht und nichts geerbt
Dein Benz
Der Benz
Alles selbst gemacht und nichts geerbt
Deine Scheiß Finca
Deine Freunde in Monaco
Dein Jet
Alles selbst gemacht
Alles selbst gemacht und nichts geerbt

Dire Straits - Romeo & Juliet (1980), Cover von Mary Spender
Zwei spielen Romeo und Julia. Während für das Spiel Ernst wird, ist es bei der anderen scheinbar umgekehrt. Es ist nicht bekannt, ob die anfängliche Zugewandtheit von Holly (Vincent) lediglich dem Wunsch nach ein bisschen Rampenlicht entsprang oder ob schlicht die Idealvorstellung des vermeintlich Angebeteten Mark (Knopfler) den Realitätscheck nicht überstanden hat. "There's a place for us", lautet Marks hoffnungsvoller Wunsch, nachdem ihre gemeinsame Szene vorbei ist - übrigens ein Zitat aus einer anderen Romeo & Julia-Geschichte, der West Side Story. Ob wegen schlechtem Timing oder schlechtem Benehmen - manchmal kommt man eben einfach nicht zusammen.

When you can fall for chains of silver you can fall for chains of gold
You can fall for pretty strangers and the promises they hold
You promised me everything, you promised me thick and thin, yeah
Now you just say "Oh, Romeo, yeah, you know I used to have a scene with him"
"Juliet, when we made love, you used to cry
You said 'I love you like the stars above, I'll love you 'til I die'
There's a place for us, you know the movie song
When you gonna realize it was just that the time was wrong, Juliet?"

Die Fanta4 interpretieren das Fest der Liebe recht körperlich. In Strophe 1 treibt es Mama mit Onkel Klaus, was den Papa und die Kinder schmerzt. In Strophe 2 spielt ein einsamer Mann an sich rum, bevor er sich professionelle Unterstützung sucht und es bevorzugt "unten ohne" macht. In Strophe 3 kommt Klaus aus Strophe 1 zu Wort, was ich lieber nicht ausführen möchte (das Lied stand nicht umsonst 25 Jahre lang auf dem Index). Und in Strophe 4 berichtet die Sexarbeiterin aus Strophe 2 von ihren Drogen und ihrem positiven Test (die Rede ist nicht von Covid, wir haben 1991!) Da wird dem Typ aus Strophe 2 wohl später noch ein Licht aufgehen. Frohes Fest.

Um 20 Uhr schaue ich die Tagesschau
Ich habe keine Kinder, ich hab keine Frau
Den ganzen Tag hör ich kein'n Ton von meinem Telefon
An meiner Klingel klingelt keiner, mir egal, ich kenn das schon
Die Glotze läuft, doch in der Bude ist es still
Weil wieder mal keiner mit mir Heiligabend feiern will
Auf der Fensterbank steht mein Plastiktann'nbaum
Und in meinem Schrank stapelweise nackte Frauen
Ich schalt um auf die Privaten, weil da was geht
Und spiel so lang an mir rum, bis er mir steht
Von der Firma Flasche Sekt und von der Mutti ein paar Kohlen
Geh ich jetzt in die Stadt und lass mir ein'n runterholen
Ich brauch jetzt eine, die mit sich alles machen lässt
Und ich mach's ohne, frohes Fest

Die heilige Nacht. Der Messias kommt. Christi Geburt. Lang ist's her. Aber Jesus bleibt, Jesus gibt nicht auf, bis es in allen Köpfen angekommen ist: Dass wir uns umarmen und lieben und tanzen statt töten sollten. Jesus fragt: Folgst Du mir auf diesem Weg? Lenny Kravitz bezeichnete Jesus mal als den "ultimate rockstar". Es ist eine FOFL-Erleuchtung. Denn wer hat jemals darauf geachtet, dass dieser upbeat song ein Jesuslied ist? Jetzt sehen wir ihn in einem anderen Licht. Das lässt sich nicht mehr ausblenden... Advent, Advent.

I was born long ago
I am the chosen, I′m the one
I have come to save the day
And I won't leave until I′m done
So that's why, you've got to try
You got to breathe and have some fun
Though I′m not paid, I play this game
And I won′t stop until I'm done
But what I really want to know is
Are you gonna go my way?
And I got to, got to know

Nun, man könnte jetzt mit absurden Herleitungen kommen wie kalte Drinks (brr, Winter) oder das Thema Wunsch vorschieben (nach Trunkenheit). Man könnte sogar Krippen-Keywords anführen: saints, fireplace, night of simplicity. Aber Fakt ist: Der Text kam als Ersatz ins Abendprogramm, nachdem sich die erste Wahl als redundant entpuppte. Eine FOFL-Premiere, die bei bereits über 250 besprochenen Texten irgendwann passieren musste: Jemand wählt ein Lied aus, das schon einmal bei einem anderen FOFL Thema war. Da hat sich Central Heating (siehe 20. FOFL) wohl nicht so eingebrannt. LCD Soundsystem ist aber auch viel cooler.

Drunk girls
Drunk girls are like a night of simplicity
Drunk girls
They need a lover who is smarter than me
Drunk boys
Drunk boys, we walk like pedestrians
Drunk girls
Drunk girls wait an hour to pee
Drunk girls
Drunk girls know that love is an astronaut
Drunk girls
It comes back, but it's never the same

Da hört jeder ein bisschen was anderes: Nach einer Weile an einem Standort zieht es einen wieder hinaus in die Welt. Oder: Nach einer schwierigen Phase in der Beziehung glaubt man trotzdem nicht, dass die Sache Bestand hat. Oder: Nach einer Zeit in geregelter Gewohnheit, verzehrt man sich nach Unabhängigkeit, um endlich wieder kreativ sein zu können. Sogar: Nach einem Drogenentzug sucht man seinen Weg zurück zu sich. Vielelicht braucht man es nicht bis ins letzte Detail zu analysieren, es geht letztendlich nur um eines: Sich selbst treu zu bleiben.

Ja, wir hab'n den Winter überlebt
War mir nicht sicher, ob er geht
Ich schau ihm nach, er zieht davon
Nur wird er sicher wiederkomm'n
Diese Scheiße macht mich krank
Ich vergleiche mich, verdammt
Und vergesse, wer ich bin
Will nur schreiben und dann sing'n
Kein Verlust und kein Gewinn
Ich schau von außen auf den Jung'n
Er singt und spielt und springt herum
Aber sicher bin ich nicht
Ob ich will, dass ihr wisst
Was er denkt und was nicht

 

Frohes Fest 🎄und bis nächstes Jahr!

Eure Penjelly

Samstag, 23. November 2024

Das 37. FOFL - Soziolektdefekt

Am heutigen Tage, da ich endlich das Protkoll schreibe, ist das 37. FOFL genau drei Wochen her und sind es genau drei Wochen bis zum nächsten FOFL. Verrückt, was? Als hätte ich es geplant.... Hab ich natürlich nicht, ich bin einfach nur unglaublich wichtig und vielbeschäftigt (=verhindert und unorganisiert) und hab keine Zeit gefunden. Schließlich will der FOFL-Kalender für 2025 fertiggestellt werden. Der wird wieder super!

Motto gab es dieses Mal keines, dafür eine neue Teilnehmerin, hurra. Und wir wissen zwar, dass man beim FOFL immer was lernt, aber dieses Mal waren es gleich ganz neue Wörter. Lost in Soziolekt statt Lost in Translation, mal was anderes.

[Links wie immer in den Titelzeilen] 


Da gibt es einiges, was man heute so nicht mehr sagen würde, sei es aus historischen Gründen, Gründen des Respekts oder einfach aus Gründen (Affenzahn war schon immer ein blödes Wort). Aber es ist schön, wie einen der Text mitnimmt in eine andere Ära, wie man sich mit Tempo und allen Sinnen durch ein Berlin bewegt, das es so nicht mehr gibt. Man sieht, riecht, hört und schmeckt. Und tanzt am Ende im Dschungel wie einst David Bowie. Berlin, Berlin, Berlin, Berlin.

Bahnhof Zoo, mein Zug fährt ein
Ich steig aus, gut wieder da zu sein
Zur U-Bahn runter, am Alkohol vorbei
Richtung Kreuzberg, die Fahrt ist frei
Cottbuser Tor, ich spring vom Zug
Zwei Kontrolleure ahnen Betrug
Im Affenzahn die Rolltreppe rauf
Zwei Türken halten die Beamten auf
Oranienstraße, hier lebt der Koran
Dahinten fängt die Mauer an
Mariannenplatz rot verschrien
Ich fühl' mich gut, ich steh' auf Berlin

Waltet ein Despot im Wahn? Wird eine Stadt dem Erdboden gleich gemacht? Wer tut wem Gewalt an? Es gab ein paar Vermutungen dazu wo wir sind und warum es brennt, bevor es uns wie Asche von den Augen fiel: Pompeji. Wer einmal dort war und die "Gipsleichen" (Abgüsse der unter der meterhohen vulkanischen Asche erstickten Menschen) gesehen hat, den wird dieser Text nicht kalt lassen...

Water was running, children were running
We found you hiding, we found you lying
Your city lies in dust, my friend
Whoa, oh, your city lies in dust, my friend
Hot and burning in your nostrils
Pouring down your gaping mouth
Your molten bodies, blanket of cinders
Caught in the throes, and
Whoa, oh, your city lies in dust, my friend

Lieblich kommt das Lied daher, aber verstörend ist sein Text. Liebe kann einem die Kehle zuschnüren. Manchen schon beim kleinen Zusatz "ewig", anderen erst, wenn sie toxisch geworden ist. Die Grenze zwischen Leidenschaft und Bessenheit ist manchmal schwer auszumachen - bis sie dann überschritten ist. Der englische Ausdruck „Birds of a feather flock together“ bedeutet, dass Wesen ähnlicher Art und Persönlichkeit dazu neigen, sich zu vereinen. Es ist ein ungesundes "untrennbar vereint", das Billie hier besingt.

Say you don't see it, your mind's polluted
Say you wanna quit, don't be stupid
And I don't know what I'm crying for
I don't think I could love you more
Might not be long, but baby, I
Don't wanna say goodbye
Birds of a feather, we should stick together, I know ('til the day that I die)
I said I'd never think I wasn't better alone ('til the light leaves my eyes)
Can't change the weather, might not be forever ('til the day that I die)
But if it's forever, it's even better

Ich hatte Maximum Verständnisschwierigkeiten, aber ich war damit nicht allein (80% der Teilnehmer wurden vor der Jahrtausendwende geboren) und zum Glück wurde ein Glossar mitgeliefert, um überhaupt irgendeine Form von Hermeneutik zu ermöglichen. Wir scheiterten nicht etwa an dem häufig bemühten Stilmittel des Vergleichs (wie, wie, wie) sondern an einem (zeit)alterbedingten Soziolektdefekt. (Wo ist der Affenzahn geblieben?) Aber wenn man dann verstanden hat - dem Glossar und den 20% die jenseits der Jahrtausendwende geboren wurden sei Dank - dann ist's super.

Lak, shu? Baby, ich hab' Maximum Rizz
Ich bin nicht ihr Fitnesstrainer, trotzdem mach' ich sie fit
Aggu, sie hat mich heiß gemacht wie ein Herd
Ich bin wie ein alter Streit, denn sie hat mich geklärt
Trage Cowboy-Boots und Crop-Top, laufe rum wie ein Weltstar
Bin seit 20-2-2 in aller Munde wie Elf Bars
Çüş, ich geb' mir an der Ecke die Kante
Spiel' kein Kicker in der Kneipe, aber treff' da die Bande (mwuah)...
Dicka, jetzt ma' ernst, wenn 'ne Atzin sich beschwert
Dass du sie hardcore nervst, ich schwör', dann machst du was verkehrt
Denn egal, wo man verkehrt, scheißegal, wie man verballert ist
Flirten ist so geil, doch ist nur geil, wenn's geil für alle ist

Beyonce feat. Kendrick Lamar - Freedom (2016)
Ein kraftvoller Text über innere Stärke und eine hymnenhaften Melodie. Das Lied erfuhr im US-Wahlkampf ein Revival (und eine 1300%-ige Streaming-Steigerung), nachdem Beyonce Kamala Harris gestattet hatte, es für ihre Präsidentschaftskampagne zzu verwenden. Geholfen hat es leider nicht, wie wir wenige Tage nach der FOFL-Nacht erleben mussten. Man kann nur hoffen, dass das Lied und sein mutmachender Text der Hälfte der amerikanischen Bevölkerung helfen möge, in den kommenden vier Jahren nicht zu verzagen.

Freedom Freedom
I can't move
Freedom, cut me loose
Singin', Freedom Freedom
Where are you?
'Cause I need freedom, too
I break chains all by myself
Won't let my freedom rot in hell
Hey! I'ma keep running
'Cause a winner don't quit on themselves
I'ma wade, I'ma wave through the waters
Tell the tide, "Don't move"
I'ma riot, I'ma riot through your borders
Call me bulletproof
Lord forgive me, I've been runnin'
Runnin' blind in truth

Wer kennt wen? Das war ein soziales Netzwerk (schon vor 10 Jahren abgeschaltet), bei dem es darum ging, bestehende Verbindungen unter den Teilnehmenden transparent zu machen. Anders in diesem Text: Man geht mit eher schwammig anmutenden Connections hausieren (wortwörtlich) und sammelt vermeintliche Kontakte wie Panini-Klebebildchen, um der große Held im Feld zu sein. Man kennt alles und jeden, aber wahrscheinlich niemanden so ganz in echt. Wieder bewegen wir uns durch Berlin, durch die Nacht und durch Clubs, 30 Jahre nach Ideal, Iggy und David. Die Stimmung ist eine ganz andere.

Ey, n Freund von mir wohnt in ner Wohnung
Da hat Iggy Pop früher drin gewohnt
Und dann kenn ich noch n Typen dessen Schwester
Hat mit David Bowie Hasch geraucht
Ey, kennst du den Club, wo alle hingehen
Ich kenn den DJ, der freut sich wie n Schnitzel
Wenn wir vorbeikommen und dann bei ihm abhängen
Lass uns die Nacht verbringen, Freundchen, das wird spitze
Denn ich kenn da ein, ich kenn da ein, ich kenn da ein
Ich kenn da ein, der bringt uns beide rein
Ey, ich kenn da einen da könnt ich kotzen
Der kennt so viele, die kenn noch nicht mal ich
Und er tut so als wär es ihm egal
Und wenn er mich sieht dann grüßt er meistens nicht


Übrigens geht mir das Lied von Ski Aggu seit drei Wochen nicht ausm Kopf. Lak shuuuuuuuuu.

Bis bald,

Eure Penjelly

Montag, 9. September 2024

Das 36. FOFL - Die gelbe Sau und brennende Planeten voller Irrer

Beim letzten FOFL drehte sich alles um die Sonne, um Planeten und um verrückte Menschen. Letztere gehörten nicht zum Motto, gingen aber irgendwie damit einher.

Außerdem gab es noch eine Premiere! In den letzten 5 FOFL-Jahren haben wir uns immer wieder mal gefragt, ob es wohl jemals passieren würde... und dieses Mal ist es tatsächlich eingetreten: Zwei Teilnehmende haben das gleiche Lied beigetragen. Darauf gab es einen Schnaps. Das besagte Lied wird nun die FOFL-Einlaufhymne. 

Welches Lied es war? Hinweis: Es hat eingeschlagen wie ein Bomber.    [Links wie immer in den Titelzeilen] 


Verrückt, über was sich manche Menschen den lieben langen Tag aufregen, über alle möglichen Kleinigkeiten, immer dagegen, dagegen, dagegen und überall so viel Hate Speech. Wir verstehen Peter Lichts Text als satirische Überspitzung dieser negativen Grundhaltung und regen uns mit ihm zusammen einfach mal über Dinge auf, bei denen es komplett sinnlos ist, so’n Hals zu kriegen.

Die Schwerkraft ist überbewertet
Man braucht sie gar nicht
Wie man ja wohl im Weltraum sieht
Und die Sonne kocht auch nur mit Wasser
Die soll sich nicht so aufspielen
Die gelbe Sau
Und der Himalaja, der alte Arsch
Da kann ich mich auch drüber aufregen
Sau
Und der Kölner Dom
Da kann ich mich auch drüber aufregen
Sonn Hals hab ich über den

Um nichts Geringeres als um die Entstehung von Leben auf der Erde geht es in diesem Liedtext. Mit bildhaften Kontrasten vermittelt er, was wir für ein winzig kleines Korn in der Sanduhr eines sich immer wiederholenden Kreislaufs sind – es ist bedrückend und beruhigend zugleich. Das zugehörige Konzeptalbum hat den Titel Phanerozoic. Der Begriff aus dem Altgriechischen bedeutet übersetzt „Zeitalter des sichtbaren Lebens“ und bezeichnet ein Äon auf der Geologischen Zeitskala, zu dem auch die „Kambrische Explosion“ gehört. Wieder was gelernt. FOFL bildet.

Your whole life, like a sandglass
Will always be reversed
And will ever run out again
A long minute will elapse
(We'll always be reversed)
Until all those conditions
Out of which you were evolved
(We'll always be reversed)
Return in the wheel
Of the cosmic process
(We'll always be reversed)
And then you will find every pain and pleasure
Every friend and every enemy
Every hope and every goddamn error
Every blade of grass and every ray of light

So ein kurzer Text und so viel Poesie. Bezaubernde Zeilen nehmen einen mit auf eine kleine Reise durchs Universum. Man fließt mit dem Regen, driftet auf Wogen der Freude, mäandert mit dem Wind und wird von Millionen Sonnen erleuchtet. Fast fühlt man sich schon ohne zu meditieren ganz transzendent. Mit dem Sanskrit-Refrain Jai Guru Dev (Danke, Guru Dev) bedanken sich die Beatles bei ihrem Guru dafür, den Klang der Balance des Universums erfahren zu haben, welcher da lautet: Om.

Images of broken light which dance before me like a million eyes
They call me on and on across the universe
Thoughts meander like a restless wind inside a letterbox they
They tumble blindly as they make their way across the universe
Jai guru deva, om
Nothing's gonna change my world
Nothing's gonna change my world
Sounds of laughter shades of life are ringing
Through my open ears inciting and inviting me
Limitless undying love which shines around me like a million suns
It calls me on and on across the universe

Man muss den Ärzten einfach recht geben, es wär schwer zu verstehen, eigentlich sogar völlig unverständlich, wenn die Sonne auch für Nazis schiene. Aber vielleicht tut sie das gar nicht. Vielleicht sind Nazis Nazis weil sie die Sonne nicht sehen können. Vielleicht haben sie deshalb so ein dunkelbraunes Gemüt. Vielleicht gibt es, so wie es Farbenblindheit gibt, auch eine Sonnen-und-blauer-Himmel-Blindheit und wenn man diese Krankheit hat, wird man Nazi, also noch kränker.

Doch immer, wenn der Sommer kommt
Beschäftigt mich seit Jahren schon
Ein eher philosophisches Problem
Die Frage ist zu schwer für mich
Ich stelle sie jetzt öffentlich
Doch Vorsicht! Sie ist ziemlich unbequem:
Scheint die Sonne auch für Nazis? Ich könnt's nicht verstehen
Dürfen Faschos auch verreisen? Das wär' ungerecht
Können Rassisten etwa auch den blauen Himmel sehen?
Scheint die Sonne auch für Nazis?
Wenn's nach mir geht, tut sie's nicht:
Ich will 'nen Sommer nur für mich!

Bryan Adams & Luciano Pavarotti - 'O sole mio (1898, Di Capua)
Beim Lesen der Übersetzung ging uns kein Licht dazu auf, um welches Lied es sich hier handeln könnte. Trotz vollem Glanze tappten wir im Dunkeln und es bedurfte einiger Hinweise: Italienisch! Alt! Ihr kennt es! Elvis hat es auch gesungen! (What? Ah. It's now or never.)
Einst war der Musiker Da Capua mit dem Neapolitanischen Staatsorchester in Odessa und konnte nachts wegen Heimweh und Kälte nicht schlafen. Als am Morgen die Sonne aufging und durch das Hotelzimmer schien.... Zack: ’O sole mio.

Wie strahlt die Sonne hell in vollem Glanze,
vorüber ist der Sturm, die Wolken fliehen,
ein frisches Wehen, lässt sie weiter ziehen
wie strahlt die Sonne hell in vollem Glanze.
Doch eine Sonne hat heller'n Schein
und diese Sonne bist Du allein:
Dein Antlitz, hold und rein,
soll meine Sonne ewig sein.

Che bella cosa na jurnata 'e sole,
N'aria serena doppo na tempesta!
Pe' ll'aria fresca pare già na festa...
Che bella cosa na jurnata 'e sole.
Ma n'atu sole
Cchiù bello, oje ne'.
O sole mio
Sta 'nfronte a te!

Nihilisten machen es einem nie leicht. Ein FOFL-Dialog.
"Ich versuch schon wieder, irgendwas zu verstehen."
"Muss man einen Text denn immer verstehen? Reicht es nicht, Bilder aufzuschnappen, eine Stimmung zu erhalten?"
"Ganz schön viele Bilder in dem Text, ich krieg sie nicht zu einem Ganzen."
"Ich komme in ganz apokalyptische Stimmung."
"Genug wohlgefühlt. Weirder Scheiß mit Sonne!" 
Whoaaaaaaaaaaaaaaaaa. (An interjection expressing surprise, shock or awe at the absurdity or strangeness of the situation.)

I had an urge to build a cage around the sun
I couldn′t find a way to say no
I took a check on all the meters in my room
I kicked the dog and said let's go
The clouds were hanging low above the path
I had my arm around a sundown
I pinned my baby into yanking satan′s crank
Bum deals with a thin smile... oh yeah
Pushin up and pushin down against the sky
Like there's muscles 'round my torso
Fourth dimension of smiles, strokes and knifes
This little pig has gotta go go

Erde an Claire, Erde an Claire... Claire lebt auf ihrem eigenen Planeten. Und das ist gut so! Sie ist so einzigartig, dass sie auf andere sowohl fremd, als auch faszinierend wirkt. Das Lied feiert die Individualität und das Anderssein. Enjoy the difference!
Der Song sampelt stark das Thema von "Peter Gunn", der TV-Serie von 1958, weshalb Komponist Henry Mancini Credits erhielt. Trivia-Überaschung: Der Tontechniker mischte Kate Piersons Stimme mit der Farfisa-Orgel so, dass sie wie ein Synthesizer klingt. Das ist tatsächlich Gesang! Klingt fremd, aber faszinierend. Kate war aber nicht glücklich damit.

She came from Planet Claire
I knew she came from there
She drove a Plymouth Satellite
A-faster than the speed of light
Planet Claire has pink air
All the trees are red
No one ever dies there
No one has a head
Some say she's from Mars
Or one of the seven stars that shine after three-thirty in the morning
Well, she isn't!
She came from Planet Claire

Die fröhliche Melodie täuscht über den menschlichen Irrsinn hinweg, den das Lied zum Thema hat. Es handelt sich um einen sozialen Schlachtruf, um die Frage, warum wir uns nicht alle vertragen können. Wo ist die Liebe hin, die noch 30 Jahre vorher eine echte Bewegung war? Anfang der 90er wurde der Schwarze Rodney King Opfer einer Prügelattacke durch Polizisten. Danach wüteten die Los Angeles Riots. Der junge Songschreiber Greg Camp sah die Hippiekultur zur Heuchelei verkommen. Kernschmelze statt Flower Power. Als würde der Planet brennen...

It ain't no joke when a mama's handkerchief is soaked
With her tears because her baby's life has been revoked
The bond is broke up, so choke up and focus on the close up
Mr. Wizard can't perform no god-like hocus-pocus
So don't sit back, kick back and watch the world get bushwhacked
News at ten, your neighborhood is under attack
Put away the crack before the crack puts you away
You need to be there when your baby's old enough to relate
So don't delay, act now, supplies are running out
Allow if you're still alive, six to eight years to arrive
And if you follow, there may be a tomorrow
But if the offer's shunned
You might as well be walking on the sun


Übrigens......

Während wir über die Beatles sprachen, von denen schon einmal ein Song beim FOFL diskutiert wurde, haben wir uns gefragt, welche Interpreten ebenfalls bereits mehrfach vertreten waren. Also hab ich eine kleine Evaluation gemacht. Im Laufe der Jahre waren elf weitere Musiker mit zwei Liedern dabei. Und ich habe hier nicht etwa vergessen zu gendern, es waren wirklich ausnahmlos Musiker:
Tocotronic, Elton John, Paul Simon, Eminem, Elbow, The Who, Heinz Rudolf Kunze, Leonard Bernstein, Elvis Costello, Genesis und Blur. 
Eine Band war - bei inzwischen insgesamt 250 (!) besprochenen Texten - sogar schon mit drei Liedern am Start, und zwar Spliff!
 
Davon muss ich mich erholen.
Mache jetzt erstmal Urlaub in der Sonne an einem schönen Fleckchen unseres Planeten. 🌎🌞

Bis bald,

Eure Penjelly

 

Samstag, 3. August 2024

Trash! A-haaaa! - Das 35. FOFL

Oha, bei so einem Motto muss man vorsichtig sein. Des einen Trash ist des anderen Smash (Hit).

Nur, wer definiert überhaupt was Trash ist? Gibt es Kriterien, die etwas als Schund deklarieren? Auch wenn man sagt: ja, das Kriterium ist ein gewisser Anspruch, landet man am Ende wieder am Anfang: Wer bewertet den Anspruch? Was für die einen gewöhnlich ist, mag für die anderen herausragen. Was für den einen primitiv und banal, ist für den anderen womöglich substanziell und stilvoll. In der Musik und bei Liedtexten genauso wie im Journalismus, beim Fernsehen, in der Kunst, der Mode, der Politik... (beim FOFL kam alles zur Sprache)
Für Trash mag es keine Skala geben, aber ein Empfinden. Und bei diesem Empfinden gibt es durchaus einen gewissen Konsens der Allgemeinheit. Wenn jemand von Trash-TV redet, weiß jeder, was gemeint ist, man unterscheidet im Allgemeinen Haute Cuisine von Fast Food. Qualität ist nicht rein subjektiv, nicht ausschließlich eine Frage des Geschmacks. Man kann Geschmack an Nicht-Qualitativem finden und damit wird es irgendwie auch wieder gut. Man kann zu Trash stehen, Trash genießen oder braucht Trash zur Entspannung. Manche zählen sich stolz zum Trash, um sich vom Establishment abzugrenzen...
...und ich verzettele mich hier.

Will sagen: es war ein gefährliches FOFL-Motto. Man will schließlich niemanden auf die Füße treten bzw. auf die für Sprache und Musik zuständige Hirnregion. Wir haben jedoch ohne Streit um Trash gestritten. Wir haben uns hier und da auch mal gequält, aber: Wir hatten Spaß mit Schund!

So, und nun kopfüber in den Trash, macht Euch auf was gefasst.

[Links wie immer in den Titelzeilen]

Darüber zu singen, dass wahre Metaller (Metaler/Metler/Metalheads?) nicht posen und genau das dann in Musik und Text extrem zu tun - knallhart.

We like it hard, we like it fast
We got the biggest amps, man they blast
True metal people want to rock not pose
Wearin' jeans and leather, not cracker jack clothes
They want to keep us down
But they can't last
When we get up we're gonna kick your ass
Gonna keep on burnin'
We always will
Other bands play Manowar kill

Darüber zu singen, cool sein zu wollen und dann sehr gewollt arty alle Instrument mal durchzuprobieren und die Schlümpfe mitsingen zu lassen - autsch.

Then let's get cool in the pool
Oh, let's get cool
Cool together
And our nonsense have method
Donkey's mouth, full of hate
Watch me dancing, twirl
Beat up, deluded, oh
Your shoes and I'm your socks and I'm your underwear
Lime in your ice cream soda, yeah, let's get cool

Stereotype Klischees des White Trash parodieren, Underdogs unabhängig von der Hautfarbe feiern und dann von planlosen White Separatists kooptiert werden - bitter.
 
Now hop in my minivan, let's get rowdy, c'mon
Now you can do this on your own
But everyone knows that no one likes to be alone
So get on the floor and grab somebody
Ain't nothin' but a White Trash Party
So let's have us a little bash
And if anyone asks if there ain't no one but us trash
You dunno, you better ask somebody
'Cause we're havin' a White Trash Party
Now whether you're black, white or purple if you're misunderstood
But you don't give a fuck, you weren't doin' shit that you should
Long as you know you're up to evil
And you're no damn good, get on the floor, man, and rep your 'hood

 
Buntspecht - Mojo Risin' (2023)
Ein Lebenskünstler erhebt keine Ansprüche. On the road ohne Führerschein, wohin das Glück einen führt. Dabei ein eingängiges Liedchen trällern - leicht verdaulich.

So lang schon auf der Reise,
So vieles schon erlebt
Was auf deiner Windschutzscheibe
Alles so rumklebt
Tote Salamander und
Schöne bunte Schmetterlinge
Ich weiß nichts von diesen Dingen
Ich sollt nicht darüber singen
Mr. Mojo Risin' ich hab keinen Führerschein
Ah Mr. Mojo Risin' ich steig jetzt in dein Auto ein
Mr. Mojo Risin' hörst du auf jedem Sender
Spielt es Fahrstuhl-Banger

Einfache Reime, schlichte Melodie. Dann die K.I. mit der eigenen Stimme füttern und sie auch mal eine Strophe singen lassen. Ist das Kunst oder kann das weg?

Trinke meine Bloody Mary ohne Wodka
Und das, obwohl das Ende für mich wie ein Schock war
Für mich bist du jung gestorben wie ein Rockstar
Will mich wiederfinden, weil ich mit dir lost war
Aber auch wenn alles grade auf dem Kopf steht
Du hast es nicht verdient, dass es mir schlecht geht
Diese Narbe, sie wird bleiben wie ein Kaiserschnitt
Back to Black, das von Amy, singe leise mit
Doch auch wenn die Liebе mich auf diese Weisе tritt
Ich nehme keinen Hass auf meine Reise mit

Der selbsternannte „Gott of Schlager“ verpackt Heile-Welt-Parodie in klassisch gefällige Schlagermelodie zum Mitsingen und macht trashsüchtig - Party!

Die Zeit ist viel zu kostbar und das Leben viel zu schön
Wie konnte ich es wagen dich überhaupt zu fragen jetzt hab ich das Problem
Ich kann's doch auch nicht ändern und es ist mir so egal
Ich bitte dich bitte sag es nicht ich frag auch nicht nochmal
Sag mal kommt das mit dem Arschloch bei dir
Mehr von der Mutter her
Oder war's dein Vater der das Lieben nie gelernt
Und glaubst du dass das immer so bleibt
Oder ist das nur ein Zeitvertreib
Und du könntest auch ganz anders sein
Doch du hasst die Menschen einfach gern

Der "King of Electrolore" singt über ein Problem, das jeder kennt und bringt das banale-alltägliche Dilemma in Ohrwurmformat aufs Trash-Tapet - unvergesslich.

Da gibt es ein Problem
Keiner will drüber reden
Es zermürbt die Menschen
Reißt sie aus ihrem Leben
Und keinen intressiert es, obwohl es wirklich brennt
Immer mehr Menschen erleben, dass ihr Reißverschluss klemmt
Reißverschluss klemmt, Innenfutter eingeklemmt
Reißverschluss klemmt, leider wieder eingeklemmt
Reißverschluss klemmt, Innenfutter eingeklemmt
Reißverschluss klemmt, auf der Straße eingeklemmt
N-n-n-no
(Aua, aua)

Ob in den 90ern auch jeder mitgetanzt und -gesungen hätte, wenn der Text auf Deutsch und seine Niveaulosigkeit noch unmittelbarer erfahrbar gewesen wäre? Ist doch egal! Dee dee na na na!

Dee dee na na na
Saturday night, I feel the air is getting hot
Like you baby
I'll make you mine, you know I'll take you to the top
I'll drive you crazy
Saturday night, dance, I like the way you move
Pretty baby
It's party time and not one minute we can lose
Be my baby
Da ba da dan dee dee dee da nee na na na
Be my baby
Da ba da dan dee dee dee da nee na na na
Pretty baby

 

Summer in the city - see you soon!

Eure Penjelly

Sonntag, 23. Juni 2024

Gets a little messy at FOFL 34

Es war die Nacht vor der Europawahl, als zuletzt gefoflt wurde. Das ist also schon ein paar Wochen her. Aber keine Zeit für Protokolle. A little messy ist derzeit auch mein Alltag.

Eigentlich bestand beim 34. FOFL kein offizielles Motto, aber wegen der Wahl in Europa nahm der ein oder andere Beitrag Bezug auf Themen wie Gleichstellung oder Krieg. Eine Linie gab es jedoch nicht, es ging wild durcheinander. 

Schön war's. Sehr viel schöner auf jeden Fall als der Ausgang der Wahl.

[Links wie immer in den Titelzeilen]

Venbee - Messy in heaven (2022)
Ist es eine Fantasie über Jesus wie er heute so drauf wäre? Geht es um einen Freund mit Namen Jesus, der offenbar ein paar Probleme hat? Oder wird hier jemand beschrieben, der sich für den neuen Messias hält? Wie auch immer, der Text funktioniert, erzeugt Bilder und Stimmungen und bleibt hängen.
Außerdem: Drum 'n' Bass ist zurück (warum auch immer). Habe mir erlaubt, die wie ich finde schönere Glastonbury-Version zu verlinken.

I heard Jesus did cocaine on a night out
Eyes wide open, dilated, but he's fine now
And if his father ever finds out
Then he'd probably knock his lights out
Gets a little messy in Heaven
Gets a little messy in Heaven
He's staying out on the weekdays, weekends
No sleep for the weak 'round here
Going out, getting lost in the deep end
White lines never dried no tears

Das Schöne an diesem harmlosen Text ist seine Leichtigkeit. Er propagiert nicht eine (auch 30 Jahre später oft immer noch mangelnde) Offenheit, sondern gibt dem Miteinander die Selbstverständlichkeit, die es haben sollte. Mach Dich locker, hab Spaß. Alles entspannt.

Well I was dancing at a night club one Friday night
And that night club bar was a little uptight
Yeah, I was dancing all alone a little self conscious
When some kids came up and said, "for dancing come with us."
And soon I was dancing in a lesbian bar in the industrial zone.
I was dancing with my friends and dancing alone.
Well the first bar things were stop and stare
But in this bar things were laissez faire
I was dancing in a lesbian bar.
In the first bar folks were drinking sips
But in this bar they could shake their hips

Stellt Euch vor, dazu muss man gar nichts weiter sagen. Just imagine.
 
Imagine there's no countries
It isn't hard to do
Nothing to kill or die for
And no religion, too
Imagine all the people
Livin' life in peace
You
You may say I'm a dreamer
But I'm not the only one
I hope someday you'll join us
And the world will be as one

 
Ein melancholischer Rückblick auf das Leben, auf eine Liebe, aus der nichts wurde. Es ist eine antizipierte Erinnerung. Es gibt Verluste, bei denen man weiß, dass man sie ein Leben lang spüren wird. Der Schmerz wird einmal vergehen und wen nicht, muss man versuchen, seinen Frieden mit ihm zu machen: Mach dich bereit für die Erinnerung, die dich einholt, bevor sie eine geworden ist.

Through the bleak and early morn
Where a stronger will is sworn
Where the moon moves so slow
And I seem to never let you go
When my hands are old and ache
And my memory flickers dim
And my bones don't hold my skin
There's no place I haven't been
I recall the days were few
That is all that I can do
Feel the carvings in the tree
That give shape for you and me

Jedes Töpfchen hat angeblich sein Deckelchen, man muss es nur finden. Bis es soweit ist, träumt man von der Zweisamkeit, muss die Romantik eines Sonnenuntergangs allein ertragen, oder zumindest in Anwesenheit der Hoffnung, dass irgendwo jemand sitzt, der einen gleichermaßen unbekannterweise vermisst. So könnte man diesen Text interpretieren. Oder als abstrakte Sehnsuchtsballade auf jemanden, den man blöderweise verlassen hat. So viele offene Türen.

Back in the city
I'm just another girl in a sweater
Perpetual novice
Signature on a check made out to you
Now there's the sunset
Salt in the wound, yeah
Sometimes I don't know who I'm singing to
Who is the you who I sing to
When the house is empty?
You open the door
To another door, to another door
To another door, to another door
And I'm running through to you

Stell Dir vor, Du sollst friedvoll bleiben im Angesicht der Gewalt. Sie nimmt dir die Luft zum Atmen, die Lust am Leben, das Leben selbst. Dein Gegener ist überlegen, nicht geistig wohlgemerkt, sondern ein brutales Patriarchat, in dem Femizide an der Tagesordnung sind... Man mag es sich nicht vorstellen. Auch das ein Privileg.
 
2020, im Erscheinungsjahr des Liedes, starben hierzulande 139 Frauen  durch die Hand von Männern, meist (Ex-)Partnern. Erschreckend nicht?
In Mexiko waren es im gleichen Jahr 3723. Die Zahl der vermissten Frauen ist sechsstellig.

A veces sucede que transformo el odio en ganas terribles de volverme invisible, más crece el coraje, inunda el rencor. Agentes del caos a reapropiar la violencia.
De niñas crecimos siendo precavidas, a nunca andar solas de noche y de día. Aprendimos a tiempo a lidiar con el mundo, con la herida abierta de un trauma en conjunto.
Llaves entre los dedos, gas pimienta y cuchillo fieles aliadas contra el mismo enemigo. Crece el odio, crece el rencor. Crece el odio, crece el rencor.

[Sometimes it happens that I transform hatred into a terrible desire to become invisible, Courage grows, rancor spreads. Agents of chaos to re-appropriate violence.
As girls we grew up being cautious, never walking alone at night and during the day. We learned in time to deal with the world, with the open wound of trauma as a whole.
Keys between fingers, pepper spray and knife, faithful allies against the same enemy. Hatred grows, rancor grows. Hatred grows, rancor grows.
]

Smash-Hit aus den 80ern! Die Mehrzahl der FOFLer hat seinerzeit nicht wirklich verstanden, worum genau es geht: Mißbilligung von Homosexuellen, um es milde auszudrücken. Gewalt gegen gleichgeschlechtlich liebende Menschen. Bronski Beat haben das früh zum Thema gemacht, so richtig gedämmert ist es uns - damals alle noch in der Frühadoleszenz - erst später. Can you tell me why?
Klassische FOFL-Erleuchtung: Aha, darum geht's also.

Contempt in your eyes
As I turn to kiss his lips
Broken I lie
All my feelings denied
Blood on your fist
Can you tell me why?
You in your false securities
Tear up my life
Condemning me
Name me an illness
Call me a sin
Never feel guilty
Never give in
Tell me why?
You and me together
Fighting for our love

 

Jetzt ist erstmal EM , danach wird weiter gefoflt. Freut Euch auf das Motto TRASH!

Liebe an alle, 

Penjelly