Donnerstag, 29. Oktober 2009

eine weiche Zelle in meinem Kopf

.
Hach, manchmal wünschte ich, es gäbe einen Audit Trail zum eigenen Leben, eine Datenaufzeichnung, die im Hintergrund mitläuft und bei Abfrage Antworten auf Fragen gibt, die man selbst, mit bloßem Verstand, nicht geben kann. Nicht etwa "Wieviele grüne Pullis besaß ich in meinem Leben?". Das kann man vielleicht mit viel Überlegung und Recherche noch rausbekommen. Ich weiß, ich hatte und habe einige. Ich meine aber vielmehr solche Fragen wie "An wievielen Tagen habe ich einen grünen Pulli getragen?"
Nun mag die Antwort auf diese Frage nicht so spannend sein. In gesundheitlicher Hinsicht könnte so ein Audit Trail allerdings schon von Interesse sein. Man könnte etwa nachvollziehen, wie oft man einen Schlag auf den Kopf bekommen hat, denn vielleicht kann man sich nicht mehr dran erinnern (weil man einen Schlag auf den Kopf bekommen hat), aber vielleicht würde dieses Wissen einiges erklären.

Eine der Fragen, die mich am meisten interessieren würde, wäre jedoch die:
"Welches Lied habe ich in meinem bisherigen Leben am häufigsten gehört?"
Spaß würde sicher machen, vor Abfrage einen Tipp abzugeben und zu schauen, wie nah dran man ist.
Mein Tipp wäre "Tainted Love".
Schuld ist das Radio, wo das Lied mindestens einmal am Tag läuft, egal welcher Sender, aber natürlich ganz sicher auf HR1. Es läuft ständig - und zwar nicht etwa im Original oder als Marilyn Manson-Cover von der Version, die alle für das Original halten, sondern in eben dieser Version von Soft Cell.
Das Original (by Ed Cobb) ist übrigens von Gloria Jones. 1981 kamen dann Soft Cell damit an und stürmten an die Spitze der UK-Charts und das war auch gut so, ist ja ein tolles Lied. Aber leider, weil ich sicher bin, es ist das Lied, das ich in meinem Leben am häufigsten gehört habe, kann ich es so langsam nicht mehr hören. Und von Marilyn Manson will ich es nicht hören (den kann ich nicht leiden).

Radio killed the Klassiker.
.

7 Kommentare:

Saschomat hat gesagt…

Tja, Mädsche, da sich die Trägodie wahrscheinlich auf deiner Arbeit abspielt, kann ich dir nur mein Beileid aussprechen. Ich würde durchdrehen, wenn ich den ganzen Tag Radio hören müsste.

Anonym hat gesagt…

Nix da, das macht sie alles freiwillig (und mit Kopfhörern).
Vom Scheff käme da sowieso eher Radio BOB als HR1... ;-)

Saschomat hat gesagt…

Oh ! Tja dann ist ihr nicht zu helfen: selbst Schuld ! nur kleine Anregung: http://www.bbc.co.uk/radio1/ - um die anderen 10.000 Internet-Radio-Stationenen aufzuzählen ist hier kein Platz...

penjelly hat gesagt…

Ich höre überhaupt kein Radio im Büro - ein livestream bei Internetnutzungsüberwachung?!? Besser nicht. Nur manchmal höre ich bei Routinearbeiten ein bisschen ausgewählte Musik - und zwar dann, wenn ich die Kollegen ausblenden muss, weil sie zu laut werden ;)

Außerdem habe ich mich hier nicht als konstante HR1-Hörerin geoutet, nur erwähnt, dass dort dieses Lied wohl am häufigsten läuft, nämlich immer dann, wenn ich mal reinschalte.
Radio BOB hält man ja nicht lange durch wegen dieser ewigen Selbstbeweihräucherung...

Ich bin übrigens im Internet überzeugte radio1-Hörerin, danke.

billy hat gesagt…

In den lange zurückliegenden, gefühlten trölf Jahren, in denen ich regelmäßig in die Batschkapp gegangen bin, hätte ich gesagt:
"Boys don't cry" von The Cure oder, schlimmer, "Come on Eileen" von Dexy's Midnight Runners.
Vermutlich ist es in Wahrheit "Smells like Teen-Spirit" oder "Where is my mind?" von den Pixies - jedefalls möchte ich die beiden letztgenannten Songs bitte in diesem Leben nie wieder hören müssen.
Am End' ist der meistgehörte Song meines Lebens "Take 5" von Northside. Die Band kennt kein Schwein, aber es lief in meiner Jugend immer in allen Clubs, in die ich ging, und ich selbst spiele es bis heute eigentlich immer, wenn ich auflege. Das wäre dann wenigstens ein wirklich toller Platz-1-Song. Wenngleich ich ihn selbst natürlich auch nicht mehr wirklich ertragen kann...

billy hat gesagt…

Mir ist noch eine kleine Geschichte eingefallen, die zwar das zuvor Gesagte nicht wirklich falsifiziert, aber mir just in diesem Moment eben doch zumindest erzählenswert erscheint: irgendwann mit 13 oder 14 musste ich Silvester im Skiurlaub mit meinen Eltern in einem, äh, Restaurant in einem gottverlassenen Kaff in Österreicht über die Runden kriegen. Wie das damals so war, saßen halt all die Eltern an einem Tisch und alle Kinder an einem anderen. Mein einziger echter Kumpan war ein pubertierender Rheinländer. Zwar saß auch eine miniberockte Schönheit mit am Tisch, aber die war schon 15 oder 16 oder so und wollte was von dem 17 1/2-jährigen Schwaben, den keiner kannte. Also war unser einziger Zeitvertreib die Jukebox. In der es allerdings unserer schon damals strengen Meinung nach nur ein einziges brauchbares Lied gab, nämlich "All I Need Is A Girl" von Sailor (sic!). Für 2 Schilling gab es fünf Lieder, und wir drückten immer vier mal "All I Need Is A Girl" und dann noch irgendeinen Schlager für die Eltern, die ja das ganze Kleingeld bereitwillig rausrückten, um die Kids ruhigzustellen. Um ehrlich zu sein, glaube ich, dass die olle Jukebox damit überfordert war und pro Wählvorgang dann nur ein Mal den Smasher von Sailor dudelte. Was aber nicht weiter ins Gewicht fiel, da wir etwa alle zehn Minuten nachlegten. Alles in allem dürfte ich an diesem Abend den erwähnten Song mindestens vierzig Mal gehört haben (er dauert auch nur wenig mehr als 2 Minuten), es können aber auch 80 Mal gewesen sein.
Nun, um ehrlich zu sein, gab es im weiteren Verlauf meiner Biographie den ein oder anderen Song, den ich dann doch noch etwas besser fand, um nicht zu sagen, eigentlich waren Sailor ziemlich scheiße.., aber für einen langen Abend war es der wichtigste Song der Welt. Und das ist doch was!
Später in der Nacht durften wir sogar noch kurz in die örtliche Tanzbar zur Silvesterdisko gehen, und da hat mich das Minirockmädchen angelächelt! Das war für lange noch folgende Jahre der intimste Sex, den ich hatte.
Dank Sailor. Think about it, Ladies and Gentlemen!
All one needs is a girl.

penjelly hat gesagt…

Eine herrliche Geschichte! Thank you for sharing.