Dienstag, 10. November 2009

Partner für Pah-Rimpi

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Das Mauerfalljubiläum wurde gestern ja nicht nur in Berlin gefeiert, sondern u.a. auch in Los Angeles. L.A. ist die Partnerstadt von Berlin, da gehört sich das so. Außerdem gibt es in L.A. tatsächlich ein Wendemuseum, das zu besuchen ich leider beim kürzlichen Kalifornien-Urlaub nicht die Zeit hatte.
Dafür aber war ich in Pahrump, der häßlichsten Stadt der Welt (gemessen natürlich an dem, was ich bisher von der Welt gesehen habe und gemessen an meiner Vorstellung von Häßlichkeit in Bezug auf Städte).

Pahrump ist schon kein sehr klangvoller Name, auch nicht in seiner ursprünglichen Form, so wie die Shoshonen die Siedlung nannten: Pah-Rimpi. Aber man will ja keine Vorurteile haben. Und wenn man auf dem Weg von Furnace Creek in Death Valley nach Las Vegas ist, muss man nun mal durch Pahrump...

Gleichgültig haben wir uns dieser Stadt genähert, nur eine weitere Stadt auf der Route. Das Einzige was ich mir von dieser Stadt erwartete, war (mal wieder) die Möglichkeit, mich irgendwo zu erleichtern. Aber schon am Ortseingang erhielt die Stadt ein Gesicht, das Gesicht eines Mannes, der wegen Mordes an der Kassiererin eines Ladens in der Stadt gesucht wurde. Wir fuhren an zahlreichen großen Reklametafeln am Wegesrand vorbei, auf denen immer das Gleiche zu sehen war, nämlich dieses Gesicht.
Folgte man der Straße, sah man Ansammlungen von Trailern, trostlose Flachbauten, kaputte, rostige Laster und kam schließlich zu einem McDonalds. Dort hielten wir und nur die Dringlichkeit brachte mich dazu, auf dem Weg zur Eingangstür die Gruppe zwielichtiger Gestalten zu kreuzen, die vor einer ebenso zwielichtigen Videothek lungerte. Zu diesem Zeitpunkt war mir schon mulmig. Als wir bei der Weiterfahrt an einigen B-Casinos und dann an der "Chicken Ranch" vorbeikamen sowie an einem Schild, das zum Bordellmuseum führte, bekam die Stadt noch mehr einen ganz eigenen Charakter.

Ich rechnete jeden Moment damit, in eine "Ich fahr dir in dein Auto rein, schleppe falsche Zeugen an und verklag Dich"-Falle zu geraten, als der Inhalt der großen Reklametafeln am Straßenrand wechselte und nun statt dem Mörder eine Flut von schmierigen Anwälten damit warben, bei einem Autounfall gegen Bares ganz unbürokratisch zu helfen.
Fast schien es, als wäre das die Haupteinnahmequelle der Stadt, als sei Pahrump das Auffangbecken für zweitklassige Anwälte und die Hauptbühne für inszenierte Unfälle. Aber Bordelle wie die "Chicken Ranch" und die Casinos werden wohl doch lukrativer sein. Denn Pahrump liegt direkt hinter der Grenze zu Nevada, dem gesetzlosen Staat, und ist, von Kalifornien kommend, die erste Anlaufstelle für alles was nicht ganz koscher ist und was man woanders in den USA nicht darf.
Aber natürlich ist Pahrump auch gut für das was man überall sonst in den USA auch darf: Waffen kaufen. So mehrten sich am Ortsausgang die Gun Shops ebenso wie die Gefühle der Erleichterung aus dieser Stadt wieder rauszufahren.

Das einzig Schöne an Pahrump war die Landschaft drumherum.
In welcher übrigens im Film "Mars Attacks!" die Marsianer landen, wie ich zufällig wenige Tage später feststellte, als der Film nachts über den Hotelfernsehbildschirm flackerte.
Darf man sich gar nicht vorstellen, dass endlich Wesen von einem anderen Planeten zu Besuch kommen und dann ausgerechnet in einem Moloch von Mörderbuben, schmierigen Truckfahrern und korrupten Anwälten landen.... Mir erschien der Film, bzw. das Verhalten der Außerirdischen, nun da ich in Pahrump war, gar nicht mehr so abgedreht.

Nun, Berlin hat L.A. - und Pahrump? Ob dieser Ort eine Partnerstadt hat? Man achtet bei so einer Verpartnerung auf Gemeinsamkeiten, oder nicht? Ok, ich mag Berlin sehr gerne und fand L.A. ganz schön mies, aber die Gemeinsamkeit besteht hier eben vor allem in der Kooperation im Bereich Film & Fernsehen. Das ist ein Grund.
Die Gründe, Pahrump zur Partnerstadt zu haben, wären recht speziell. Aber jedes Töpfchen hat sein Deckelchen. Also:
Nach obiger Beschreibung - welche deutsche Stadt käme als Partnerstadt in Frage?
Vorschläge werden jetzt entgegengenommen.
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Donnerstag, 5. November 2009

Wortwahl

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Mein ehemaliger Professor, Prof. Dr. Schlosser von der Uni Frankfurt, sammelt nun schon seit 1991 deutschlandweit jährlich Vorschläge für das jeweilige Unwort des Jahres, das dann von einer Jury aus all den Vorschlägen gewählt wird.
Platz 1 belegten schon so schöne Ausdrücke wie "Humankapital", "Überfremdung", "Rentnerschwemme" und zuletzt "notleidende Banken".

Bis Januar 2010 können noch Vorschläge für das Unwort des Jahres 2009 abgegeben werden. Auch wenn ich jetzt schon darauf tippe, dass "erweiterter Suizid" (für Amoklauf) das Rennen machen wird. Fände ich auch keine schlechte Wahl. Mein Vorschlag "Außenminister Westerwelle" würde bestimmt ohnehin nicht akzeptiert.


Solltet Ihr noch das ein oder andere Bonmot, äh, Malmot des vergangenen Jahres im Gedächtnis haben, dann nur zu: Hier könnt Ihr es vorschlagen.
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