Samstag, 27. Dezember 2025

Die Antwort auf alles - Das 42. FOFL

 

Vor drei Wochen, als das Jahresend-FOFL stattfand (bin spät dran), hatte es noch 17 Grad und wir haben uns noch nicht winterlich-weihnachtlich gefühlt. Deshalb gab es nicht das übliche WWW-Motto (Winter, Weihnachten, warme Gedanken), sondern ein free FOFL. Inzwischen ist es wesentlich kälter und man könnte ein paar warme Gedanken gebrauchen. Aber nix gibt's, im Großteil der folgenden Texte ist man eher kritisch bis auf Krawall gebürstet. Hallelujah. 

[Links wie immer in den Titelzeilen] 


So klang Authentizitätskritik vor gut 20 Jahren. Im Ansatz treffend, aber sie stellvertretend an einer einzelnen Person zu üben würde als Shaming inzwischen wohl ebenso kritisiert werden. Adam Green führt Jessica Simpson vor Augen, dass auch sie alt und krank  werden wird, während sie sich, ihre lieblose Musik und ihr falsches Lächeln für viel zu wichtig nimmt.

Jessica, Jessica Simpson
You've got it all wrong
Your fraudulent smile
The way that you faked it the day that you died
Tomorrow gets closer
A purple bulldozer
Is calling you on the phone
Your love life precedes you
Your son-in-law feeds you
Injections of cortisones

Eine Momentaufnahme: So leben wir jetzt. Seht Euch um, alle schauen auf ihr Smartphone, alle schauen, was die anderen machen, alle zeigen, was sie selbst gerade machen, essen oder erleben. Inspiration und Müll gehen Hand in Hand. 

Every mobile phone
And every restaurant
Everyone we know
And everything you want
Everybody wonders what you're gonna do
Everything is closer, еverything is true
Everybody′s startin' еverything again
Everybody's outside, now they′re coming in
Everybody′s going through the garbage
Looking for inspiration

Da setzt jemand Prioritäten. Die Person mag noch so zuverlässig sein, aber eine Sache geht immer vor, sonst kippt die Stimmung. Es mag sich bei der Person um die Fahrerin des Konzertbusses handeln, oder einen Roadie oder vielleicht die Managerin, das bleibt offen. Sie kommt auf jeden Fall ihren Aufgaben nur dann nach, wenn sie erstmal eine rauchen kann.

Alles geht immer irgendwie
Du musst bloß noch eine rauchen
Dann können wir weiterfahren
Du brauchst überhaupt nicht viel
Kaffee, Kippen und ein bisschen Magie
Dann kommt die Band und wir spielen ein Lied
Okidoki
Ist ein bisschen wie Therapie
Oder einfach bloß Fantasie
Mit dir gibt's immer eine Garantie
Du musst bloß noch eine rauchen

Da hat sich eine Jahre lang alles mögliche gefallen lassen und nicht den Mund aufgemacht, sich weggeduckt - nur um dann abgelegt zu werden für eine andere. Jahre später hat sich die Situation geändert, die Positionen umgekehrt und ist sie die Starke. Tori Amos erschafft eine Geschichte, ohne sie wirklich zu erzählen.

I got the antichrist in the kitchen yelling at me again
Yeah, I can hear that
Been saved again by the garbage truck
Got something to say, you know, but nothing comes
Yes, I know what you think of me, you never should've
Yeah, I can hear that
But what if I'm a mermaid in these jeans of his
With her name still on it, hey, but I don't care
'Cause sometimes, I said sometimes
I hear my voice and it's been here
Silent all these years

Zwei weitere, starke Frauen machen hier den Mund auf. Und sitzen dabei ebenfalls am Klavier. Hier geht es aber weniger um die Einzelne als um Solidarität mit anderen, insbesondere anderen Frauen. Darum, aufzustehen und mit der eigenen Stimme einzustehen, für sich und für andere.

It is loud, it is clear
It's stronger than your fear
It's believing you belong
It's for calling out the wrong
From the silence of my sisters
To the violence of my brother
We can, we can rage against the river
Feel the pain of another
I have a voice
And I let it speak for the ones who aren't yet really free
It's killing me

Mit diesem Text machen sich HMHB über Bandmerchandise lustig, die ernsthafte, ikonische Kunst zu albernen Alltagsgegenständen kommerzialisiert und etwa in Küchenutensilien einbettet. Das Bandshirt war nur der Anfang, inzwischen sind wir bei Joy-Division-Topflappen angekommen. Mit absurden Bildern, etwa wie Nero mit Ofenhandschuhen Geige spielt während Gordon "brennt" (Wortspiel auf Gordon Burns, einen nordirischen TV-Moderator), wird diese Entwicklung verspottet.

I'll put my fingers in the fire
'Cos I've got Joy Division oven gloves
I've got Joy Division oven gloves
Ooh ooh tropical diseases
Ooh ooh chemical alarm
Ooh ooh I'm a little blase
In me Joy Division oven gloves
Oh well I've been here and I've been there
In me Joy Division oven gloves
I've been to a post-punk postcard fair
In me Joy Division oven gloves 

Rant, rant, rant. Der gesamte Text ist eine einzige Tirade, die durch die Mischung aus Dance-Punk und Disco-Funk locker flockig daherkommt. Der Text missachtet gesellschaftliche Normen und feiert die Kraft, die darin liegt, ungezähmt und unabhängig zu sein. Und wer hat sie nicht, solche Tage, an denen alles nervt und einem sämtliche Leute auf den Zeiger gehen? Das muss auch mal raus! Amen.

Oh, f*ck this deadline, rules and regulations and
F*ck all this smartphone, machines, and
F*ck this company fiction, gas car, fame, and Indriver, and
F*ck Pinger with the rhyme, filthy breath, and
F*ck this chick, Corona, my neck with stupid bead at every inch
F*ck it all motherf*cker, I'm going straight to the hot-spot, yap
And f*ck all these brown envelopes that slide underneath my door, and I
F*ck this goddamn things in my head, and I
F*ck that guy at the gym who won't stop looking at me when I piss
And f*ck the kids on the side walk that laugh at me when I fall over, and I
F*ck that old lady that give me that fucking stinker, amen

 

Das war's mit FOFL für 2025. Habt einen guten Rutsch ins neue Jahr.

FOFL away!