Freitag, 11. April 2008

Musikalzheimer

Jeder kennt das: Etwas erinnert einen an ein Lied, man hat es im Kopf, hört es zwischen seinen beiden Ohren, kriegt es aber nicht mehr ganz zusammen, man kann es nicht benennen, nicht singen, weil einem die Worte fehlen, man kann statt Text nur ein debiles "e e e eee" wiedergeben, und da rauscht ein Riff durch die Großhirnrinde*, das man nicht zu fassen bekommt, man kann es nicht reproduzieren um es irgendjemand anderem begreiflich zu machen, der einem vielleicht helfen könnte, dem zu entgehen, was die unmittelbare Folge von dieser musik-neurologischen Ausfallerscheinung ist: Schlicht Irrsinn.

Ich jedenfalls habe, nachdem ich das Lied "Shopping for Blood" von Franz Ferdinand gehört habe, eine Überbeanspruchung meines
auditorischen Cortex' in Gang gesetzt, die mich fast um den Verstand gebracht hätte.
War da doch ein Sample drinne, das ich ganz klar der Neuen Deutschen Welle zuordnen konnte, aber einfach nicht zu fassen bekam. Erst nahm ich an, man hätte sich bei Joachim Witts "Goldenem Reiter" bedient, was ich aber wieder verwerfen mußte (denn es war eine Fehlannahme).
Ich konnte dem Synthesizer-Sample inzwischen ein Riff zuordnen und ging im Kopf mein Ideal-Repertoire durch - Fehlanzeige. Denn da war in dunkler, weiter Ferne in meiner Großhirnrinde eine Männerstimme zu vernehmen.

Und da saß ich nun, den Kopf zwischen den Händen, gehirnblutend, alles andere ausblendend, bis auf das Telefon glücklicherweise, denn dann rief R. an und rettete mich vor dem sicheren Wahnsinn.

Wenn ihr selbst bluten, äh rätseln wollt, dann klickt nicht hier.

*(
Sitz des musikalischen Gedächtnisses im Gehirn / Gehörzentrum)
Wissenschaftliche Erläuterung hier.

2 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Ein grossartiges Stück. Selbst als Kind hat sich mir diese Stimmung erschlossen.
Tragisch und komisch zugleich, dass - globale Erwärmung sei Dank - das Bild heute gar nicht mehr funktionieren würde. Von den zwei "süüüüüüssen" Kerlen in Berlin und Nürnberg ganz zu schweigen...Manchmal möchte ich einfach das Fenster öffnen und rausbrüllen "Diese Dreckswelt wird jeden Tag ein Stück beschissener!"
Und da schliesst sich dann der Kreis.

Anonym hat gesagt…

Ich habe nicht in der Lösung nachgeschaut, aber Sie meinen natürlich "Eisbär" von Grauzone. Eines der bescheuertsten Lieder aller Zeiten. "Eisbär'n müssen nie weinen." Soso resp. Aha! Grauzone war, soweit ich mich erinnere ein Esoterik-Spongo aus der Schweiz, und wie hieß es schon so schön in einem viel besseren NDW-Song: "Die Schweiz, die gibt es nicht! Es gibt nur Deutschland, die Alpen, das Meer und Algerien! Es gibt keinen Schweizer Käse, es gibt nur die Löcher im Schweizer Käse. Käselüge!"