Donnerstag, 21. Januar 2021

Pandephanien

In all dieser naturgegebenen Anpassungsfähigkeit, in all der Routine, die man sich in diesen pandemischen Zeiten antrainiert hat, während man die Maske auf dem eigenen Gesicht fast nicht mehr spürt, während man nicht mehr darüber nachdenkt, Griffe oder Klinken (nicht) zu berühren, während man sich nicht mehr wundert, dass die Menschen umeinander herum navigieren wie Magnete, die sich abstoßen - in all dem gibt es dennoch hin und wieder Momente, in denen einem in einer Sekunde wieder schlagartig bewusst wird, wie außergewöhnlich und wahrlich merkwürdig der Alltag geworden ist. Eine Einkaufsstraße, in der der einzige offene Laden jetzt ein Testcenter ist. Jemand auf der Straße, der einen fragt, ob er hier noch 'in der Zone' (Maskenpflichtzone) ist. Oder ein Blick auf den Automaten mit den Süßigkeiten in der U-Bahn-Station, wo man zwar etwas für den Mund findet, es aber nicht unbedingt zum Verzehr geeignet ist.

Ich bin froh, dass ich diese pandemiebewussten Momente noch habe. Ich nenne sie insgeheim (jetzt nicht mehr ganz so insgeheim) Pandephanien. Ich hoffe, diese Momente werden nicht weniger. Wenn sie das tun, denke ich, bedeutet das, dass die Pandemie in der Tat zu langanhaltend und hartnäckig ist, als dass ich aus ihr als ganz die Alte hervorgehen könnte.


 

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